Die «Failures» sind ein Stück regionales Musikerbe. Während aber meist die Nachkommen von Verstorbenen erben, beerben sich die vier gleich selbst: mit neuer Musik, einer neuen CD und Konzerten. zmitz-Blogger Fabian Gressly hat sich in einer Probe dazugesetzt.
Sie gehören irgendwie zu meiner Jugend, waren immer mal in Erscheinung getreten und sind ein schönes Stück Erinnerung: Die «Failures» (dt. Versager). Man hörte sie in den 90ern da und dort auf der Bühne. Drummer Mike Stocker prägte als Musikexperte im «Tribe» damals einen Grossteil meiner CD-Sammlung und dank ihm stiess ich auf das eine oder andere bis dahin Unbekannte. Die Band war ein bisschen wie dieser eine Typ aus der Parallelklasse: Man begegnet sich ab und zu in der Pause oder am Wochenende im Ausgang, ist sich sympathisch, aber so richtig gut kennen tut man einander nicht. Und doch weiss man: Da ist etwas, das verbindet einen. Und gemeinsame Musik ist ein ziemlich gutes Verbindungselement! Fast wie Araldite! Nach der Schulzeit – also im konkreten Fall beispielsweise 2010, als die Band die letzte CD rausbrachte – verliert man sich vielleicht ein bisschen aus den Augen, aber wenn man sich dann mal wieder trifft, ist es irgendwie wie ehedem.
So hat es sich auch angefühlt, als ich vor einer Weile im Proberaum der Band sass. Und doch war es nur ein kleines Bisschen – und nur zu Beginn – Nostalgie, die da mitschwang. «The Failures» sind wieder da. In leicht neuer Besetzung mit Bassist Davide Brigante. Und für mich – ich war ja eben 2010, als er dazu stiess, woanders – ist auch Simon Schwab neu. Aber wie man den beiden anderen Ur-«Failures» Mike Stocker und Bruno Flury so zuhört, in diesem Proberaum, ist es, als sei diese Band seit jeher so bestanden. Eben: Musik verbindet! Im vergangenen Herbst haben die vier eine neue Scheibe eingespielt und derzeit touren sie durch die Region. Sie hätten sogar am 3. August auf Einladung des Kantons Solothurn an der «Fête des Vignerons» bzw. an deren Solothurner Kantonaltag spielen können. Die Zusage fürs Rock am Märetplatz in Grenchen kam zuvor. Und hat man einmal zugesagt, bleibt man dabei. Ehrlich und verlässlich, auch wenns mal schmerzt und wenn man auf etwas Geiles verzichten muss. Sie haben ja damals in den 90ern auch auf den grossen Karrieresprung in Frankreich oder den USA verzichtet, weil sie nicht bereit waren, zu den vorgegebenen Konditionen verkaufen zu lassen.
Mit ihrer zehnten CD haben die Solothurner ein paar neue Dinge probiert. Neue Themen, klar. Wir sind schliesslich im 21. Jahrhundert, wo Social Media und populistische Parolen hüben und drüben präsent sind. Aber auch neue musikalische Elemente. Und doch sind sie noch die «Failures»: rockig-ska’ig. Eingängig. Witzig. Ich will einer CD-Kritik, die hier vielleicht noch kommen wird, nicht vorgreifen, aber den einen Song krieg ich seit dem Probenbesuch damals – und das sind schon sieben Wochen her – nicht mehr aus dem Kopf. Eigentlich wollten sie nur diesen einen spielen, um dem Gast einen Eindruck zu geben. Es wurde dann eine umfassende Review, während welcher intensiv über alles Mögliche – die Intensität des Schlagzeugs, den Hintergrundgesang, den tragenden Bass, Lautstärke im Allgemeinen und Zwischentöne im Spezifischen – diskutiert wurde. Der eine war unsicher, ob man das wirklich so wollte, wie es nun war. Der andere bestand in einem anderen Song, bei ähnlicher Debatte, darauf: Doch, das soll so sein!
30 Jahre alt wurden die «Failures» letztes Jahr. Natürlich nicht die Mitglieder, die sind ein bisschen älter. Aber die Band. Zum Jubiläum und aufgrund der Tatsache, dass sich die vier nicht zum alten Eisen zählen, sondern wieder ins Rampenlicht treten, gab ihnen der Kanton letzten November einen Musikpreis. Und hört man den vieren zu, weiss man, was sie antreibt. Es ist keine Unisono-Aussage, die grosses Kopfnicken bei den anderen auslöst. Kein «Statement der Band». Keine aufgedrückte PR-Formel, die sich bei «Aeschbacher» oder in einem Zeitungsinterview gut macht. Es ist eine Selbstverständlichkeit für alle, wenn Simon Schwab sagt: «Es ist doch das Schönste, wenn du Musik machen kannst.»
Mehr zur Band, zur CD und Konzertterminen online: failures.ch
zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.