Ausnahmsweise wagt zmitz mal einen Blick weiter über unsere Kulturregion hinaus. Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken hat nämlich der Solothurner Partnerstadt Heilbronn einen Besuch abgestattet und ist mit vielen Eindrücken und Gedanken zurück gekehrt.
Weder wusste ich genau wo Heilbronn liegt, noch hatte ich die geringste Vorstellung, wie die Stadt aussieht, welche Geschichte sie hat und was die Heilbronner so bewegt. Dies sollte sich nun ändern. Mein grösstes Lockmittel war – nebst einer guten Portion Neugier – die Bundesgartenschau, welche zurzeit Heilbronn in den Fokus vieler (gartenaffiner) Touristen stellt. Die Anfahrt, respektive die Ankunft war so «naja». Begrüsst wird man kurz vor Heilbronn von einem Kernkraftwerk – nicht wirklich einladend.
Die Stadt hingegen wirkte auf mich gemütlich. Kein Bijou, aber viele schöne Cafés, Plätze, die zum Verweilen einladen und eine lockere Stimmung. Dies war sicher einerseits den vielen BUGA-Besuchern, andererseits aber auch dem Prachtwetter zuzuschrieben. Vor Wochen haben wir bei einem Anlass in Solothurn mit Heilbronner Beteiligung Kontakt zum Geschäftsführer von Heilbronn Marketing Steffen Schoch geknüpft. Dieser stillte nach unserer Ankunft meinen Hunger nach Informationen und gab uns viele gute Tipps. So machten wir uns als erstes auf eine Stadtrundfahrt mit dem Hop-on-Hop-off-Doppeldecker-Bus. Erster Halt war der Pfühlpark wo man auf Spielplatz, Liegewiese und an einem hübschen Entenweiher gut verweilen konnte. Nächster Halt: Eigentlich war der Botanische Obstgarten geplant, aber wir entschieden spontan diesen auszulassen und etwas an der Neckar spazieren zu gehen. Von dort bummelten wir durch die Stadt und genossen Apéro und Abendessen in sehr guter Gesellschaft und Umgebung.
Heilbronn ist keine Schönheit! Kein Wunder, bei der Geschichte. Während des 2. Weltkrieges – am 4. Dezember 1944 – wurde bei einem Luftangriff die historische Innenstadt Heilbronns komplett zerstört. Komplett! Alte, schmucke Gebäude fehlen also fast gänzlich. Heilbronn ist aber unglaublich Multikulti, Heilbronn lebt und Heilbronn ist – und davon könnte sich Solothurn ein Stück abschneiden – äusserst kinderfreundlich. Formiert sich zurzeit in Solothurn zum Glück aktuell gerade eine IG die sich für kinderfreundliche Spielräume einsetzt, so kann sich Heilbronn zu recht ganz stolz als erste «UNICEF Kinderstadt» der Welt bezeichnen. Viele schöne Spielplätze und kinderfreundliche Restaurants sind da Gang und Gäbe. Mit dem Science-Center «experimenta» lockt zudem eine Erlebnis- und Entdeckerwelt, die der Grund ist, warum für uns als Familie schon heute klar ist, dass wir Heilbronn bald wieder mal besuchen wollen.
Und nun das Highlight – und für Heilbronn der wohl absolute Glücksfall: Die Bundesgartenschau. Was da in den vergangenen Jahren, Monaten, Tagen auf die Beine gestellt worden ist, ist nicht nur absolut genial, sondern auch einmalig und wegweisend. Zu viele Superlative? Mitnichten!! Erstmals in der Geschichte der BUGA wurde nicht nur eine riesige Garten- und Parklandschaft erstellt, sondern in Heilbronn wurde die Chance genutzt, um auch städtebaulich ein Zeichen zu setzen. Wo Industriebrachland war und die Bundesstrasse die Stadt zweiteilte, sollen in Zukunft 2500 Wohneinheiten verfügbar sein. Einige davon sind jetzt schon während der BUGA bewohnt. Man kann dort aber auch durch bunte Gärten spazieren, an einem See baden und darauf mit dem SUP Runden drehen. Es hat hübsche Restaurants, einen riesigen (!) Kletterspielplatz und vieles, vieles mehr. An der BUGA wird gefachsimpelt, flaniert, genossen, gefaulenzt, man kann baden, eine Schifffahrt auf der Neckar machen und stündlich eine Wassershow geniessen – spätabends sogar mit zusätzlichen Lichteffekten. Es gibt Konzerte, Poetry Slam und weitere kulturelle Lichtblicke.
Egal ob nun während der BUGA oder sonst irgendwann, hier mein Tipp an euch: Geht Heilbronn besuchen, lasst euch anstecken von einer Stadt, die schwierige Zeiten hinter sich hat und auch heute noch sehr viel Kraft braucht, um die Vergangenheit zu vergessen und wieder aufzublühen. Aber jetzt, genau jetzt, ist der Moment, wo man dieses Aufblühen live erleben kann. Und es fühlt sich unglaublich energievoll an.
Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.