Andreas Reize ist vor allem als Leiter der Singknaben St. Ursen Solothurn ein Begriff. Doch das ist nur ein Bruchteil seines Engagements. Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken hat ihn gefragt, wie man bei so vielen Interessen die Übersicht behält und auch den Fokus auf sich selber nicht verliert.

Er leitet vier Chöre sowie ein Orchester – und das in drei verschiedenen Städten. Zusätzlich hat er aktuell ein Engagement am TOBS und ist daran die diesjährige Oper Waldegg auf die Beine zu stellen. Er ist Vater von zwei Kindern, mit einer engagierten Musikerin verheiratet und sein Hobby ist der Sport, genauer: Triathlon.

Woher nimmt der 44-jährige Andreas Reize die Energie, wie bringt er all dies unter einen Hut, habe ich mich gefragt, als ich vernommen habe, dass er neu auch noch am TOBS (Theater Orchester Biel Solothurn) tätig ist. Gefragt habe ich ihn das – und noch viel mehr – bei einem Kafi zmitz in der Stadt Solothurn.

Ja, es sei viel, aber es mache alles Spass und er könne das gut aneinander vorbei jonglieren, erklärt er ganz ruhig. Sowieso hat man das Gefühl, dass diesen Mann nichts so schnell was aus der Ruhe bringt. Andreas Reize ist in Solothurn vor allem als Leiter der Singknaben St. Ursen Solothurn bekannt. Dieses Engagement ist auch das zeitintensivste. Zusätzlich zu den wöchentlichen Proben kommen diverse Konzerte an Gottesdiensten, ein Lager im Frühling, eine Auslandtournee im Herbst und das traditionelle Weihnachtsoratorium im Dezember. «Das alles zu stemmen, funktioniert nur, weil ich ein unglaublich gutes Team im Rücken haben, welches sich auch im Elternkomitee aus aktuellen Singknaben zusammenstellt», erklärt Reize.

Weiter leitet er den Gabrielichor in Bern und den Zürcher Bach-Chor. Sein Herz schlägt aber nicht nur für Chöre, sondern auch für barocke Musik. Darum leitet er seit 2001 das cantus firmus consort, ein Ensemble, welches sich auf Alte Musik spezialisiert hat. Zusammen mit dem consort, dem cantus firmus kammerchor und Gesangssolistinnen und -solisten führt er im Zwei-Jahres-Rhythmus auf Schloss Waldegg eine Oper auf. (dazu mehr in einem Blog-Beitrag nächste Woche)

Wenn man so viel unterwegs und in leitender Funktion tätig ist, wieviel Zeit bleibt da aber noch für die Familie? «Meine Engagements bringen tatsächlich mit sich, dass ich abends so gut wie nie zu Hause bin und auch an den Wochenenden oft im Einsatz stehe», erzählt Reize. Hingegen sei er vormittags so gut wie immer zu Hause und «um das Mittagessen und die Einkäufe kümmere ich mich.»

Und wo bleibt Zeit um selber Musik zu machen, respektive zu singen? «Mein Hauptinstrument ist ganz klar der PC», gesteht Reize. Neue Stücke übe er aber auf dem Klavier ein und er singe diese auch regelmässig. Dies sei bei den Chören so, erwies sich aber auch in Zusammenarbeit mit dem Bieler Symphonieorchester als grosser Vorteil, da er sich so ganzheitlicher in die ganzen Aufführungen reindenken und -fühlen kann.

Bei so viel musikalischem Engagement und dem Wissen, dass Andreas Reize nebenbei möglichst viel Zeit mit seiner Familie verbringen möchte, stellt sich die Frage nach dem ganz persönlichen Ausgleich. Diesen findet er vor allem im Sport. Reize ist ein ehrgeiziger Triathlet. «Wenn ich eine Stunde lang dirigiert habe, gehe ich im Anschluss oft noch raus oder aufs Laufband», so Reize. Sport sei das perfekte Gegenstück zur Musik, findet er. Denn wenn der Körper fit sei, sei auch die Stimme voll da. Respektive: «Meine Arbeit ist von viel Bewegung geprägt, da ist nebst der mentalen Fitness auch die körperliche unabdingbar.»

Auf meine Frage, wenn er seine ganzen Engagements auf ein einziges reduzieren müsse, welches er dann wählen würde, kommt wie aus der Pistole geschossen: «Das bei den Singknaben.» Trotzdem hat er vor einigen Monaten mit einem Wegzug aus Solothurn geliebäugelt: «Ich durfte mich als Leiter der Domspatzen in Regensburg vorstellen gehen.» Dass es nicht geklappt habe, sei aber schlussendlich doch auch eine Erleichterung gewesen: «Es hätte eine sehr grosse Veränderung mit sich gebracht.» Und ein neues Engagement in der Region Solothurn freut ihn nun besonders: Andreas Reize dirigiert zur Zeit am TOBS «Dido und Aeneas»: «Für mich ist damit ein grosser Traum in Erfüllung gegangen.»

Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.