Nach der Kulturnacht ist vor der Kulturnacht. Aus diesem Grund hat zmitz-Bloggerin Myriam Brotschi, übrigens eine Grenchnerin, ihre Schlüsse gezogen und einen Wegweiser für zukünftige Kulturnächte gebaut.

1. Mach dich mit dem Programm vertraut.
Die Kulturnacht beginnt um 13 Uhr, zieht sich bis morgens um 1 Uhr hin und findet überall verstreut in der Stadt statt. Zwölf Stunden – was nach viel Zeit klingt, verfliegt allerdings im Nu. Man tut deshalb gut daran, sich das Programm zu Gemüte zu führen, sich einzulesen, wo man was findet und sich Gedanken zu machen, wie man denn nun in zehn Minuten vom Kofmehl in die Kulturgarage kommt.

2. Erstelle deine ganz persönliche Prioritätenliste.
Ich hatte es mir so schön vorgestellt: Zuerst wollte ich hören, was Oswald Sigg im Museum Altes Zeughaus über Geld und Gerechtigkeit zu erzählen hatte. Dann rüber in die «Couronne» Fitzgerald & Rimini geniessen, bevor ich um 19 Uhr ins Buchhaus Lüthy zu Arno Camenisch streben wollte. Um es kurz zu machen: Den Arno habe ich gesehen, aber nur, weil ich da schon um 18.30 Uhr in der Schlange stand. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits gelernt, dass pünktlich nicht pünktlich genug ist, denn sowohl im Zeughaus als auch in der «Couronne» drückte ich mir an der verschlossenen Türe die Nase platt (wegen zu wenig Platz und zu vieler feuerpolizeilicher Vorschriften).

3. Vergiss deine ganz persönliche Prioritätenliste.
Wegen …ach, lies einfach unter 2.

4. Sei bereit zum – frühzeitigen – Anstehen.
Es gibt sie: die Headliner und Gassenhauer, die Künstlerinnen und Künstler, die alle sehen wollen. Oder den Ort, von dem man sich am meisten verspricht. Was es nicht gibt an der Kulturnacht Solothurn, ist Platz für alle und zu jeder Zeit. So wollte es mir partout nicht gelingen, im Kulturm Einlass zu finden. Nicht um 21 Uhr, auch nicht um 22 Uhr. Und nur, weil ich mir im Heinz mit einem Glas Weissen die Wartezeit versüsst habe. Mist!

5. Daraus resultiert: Bleib spontan.
Offen für Neues sein, erweist sich an der Kulturnacht als hilfreich und: als grösstes Geschenk. Ich habe (ausser Arno Camenisch) nichts gesehen, was ich mir vorgenommen hatte. Dafür aber durfte ich in die herrlichen senegalesischen Bildwelten von Christian Bobst eintauchen, genoss im Künstlerhaus S11 eine Stunde absolut zweckfrei Kunst, habe mir Zeit genommen, um auf der Strasse Crepes zu essen und endlich das «neue» Stadttheater von Innen gesehen.*

6. Lass dich inspirieren.
Nein, es ist beim besten Willen nicht möglich, alles mitzunehmen, was an der Kulturnacht feilgeboten wird. Aber: das Theater Mausefalle, das Museum Altes Zeughaus, die Kulturgarage, der Kunstverein – sie und noch viele andere mehr warten darauf, mich in der Wartezeit bis zur nächsten Kulturnacht zu begeistern.

7. Vertrau deinem Lieblingsort.
Bei mir ist es so. Der Uferbau hat mich auch im Rahmen der Kulturnacht nicht enttäuscht. Berührend, aufwühlend die Filme von Christian Bobst und einfach grossartig die Kurzfilmperlen aus dem Programm der 54. Solothurner Filmtage.

* Bei Anne Sauvageot und ihrem Stück «Bescheidene Scheiden» bin ich ebenfalls spontan reingestolpert, aber hell begeistert und noch lange lächelnd über die Darbietung wieder in die Nacht zurückgekehrt.

Sie ist eine Frau des Wortes und des bewegten Bildes. Denn Kino kanns Myriam so richtig antun. Immer mal auf Reisen, weiss die Grenchnerin aber auch bestens Bescheid, was in ihrer Hood geht. Immerhin ist sie bestens verwurzelt. Und wenn sie hier über einen Anlass bloggt, schafft sie es, den Leser oder die Leserin auf einen kleinen Exkurs in Träumerei mitzunehmen. Dies aber nicht, ohne ihn oder sie auch sanft wieder auf den Boden der kulturellen Realität zurückzuführen.