Kinos haben in Zeiten der digitalen Medien einen nicht ganz leichten Stand. Innovation und Flexibilität sind wichtig, um am Ball bleiben zu können. Was das alles mit sich bringt, hat Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken im Gespräch mit der Solothurner Kinofamilie von Gunten erfahren.
Netflix und Co. machen es Kinobetreibern nicht leicht. Filme können zu Hause gestreamt werden, man muss also abends nicht mehr aus dem Haus, Popcorn kann man sich selber machen, es kümmert keinen, ob man nun Jeans oder eine alte Jogginghose an hat. Und der Kinoeintritt wird durch ein Jahresabo eines Anbieters ersetzt. Hinzu kommt, dass man heute einfach sonst schon so viel um die Ohren hat, den Arbeitsplatz vielleicht nicht gleich vor der Haustür – und dann abends einfach die Ruhe zu Hause geniesst.
«Warum soll man da noch ins Kino?», ist eine Frage, die ich Bettina Schönberg-von Gunten gestellt habe. Ihre Familie betreibt das Kino Palace in der Altstadt sowie das Capitol in der Vorstadt. Für Bettina, die sozusagen im Kinosaal aufgewachsen ist, bleibt die Magie einer Filmvorführung auf einer Grossleinwand nach wie vor bestehen: «Kinos helfen die Perspektive zu verändern, Sorgen zu vergessen. Ein cooles Kinoerlebnis bleibt nachhaltig haften. Kino tut einfach gut.»
Aber ja, das Business hat sich geändert. Wer sich auf dem Markt behaupten will, muss neue Wege gehen, darf nicht still stehen und muss schon Wochen vor dem offiziellen Filmstart einen guten Riecher haben, was dem Publikum gefallen wird. An Conventions wird im Filmmarathon-Modus gesichtet, was auf die Leinwand kommen soll. Die Solothurner Kinos untereinander verhandeln, wer welchen Film kriegen soll. Dabei gibt es ein paar klare Regeln, respektive, es haben sich gewisse «Traditionen» eingespielt. So kommen zum Beispiel Marvel-Filme ins Canva und Arthouse-Filme werden im Uferbau gezeigt.
Doch die Familie von Gunten ist eine umtriebige Kinobetreiberin. «Wir haben diverse Gefässe lanciert schaffen immer wieder neue», so die Kinofrau, die zusammen mit ihrem Bruder Mark und der Schwester Romana den Kinobetrieb von den Eltern übernommen hat. Ja, die drei sind eigentlich sozusagen im Kino gross geworden. «Man musste uns nicht überreden. Wir sind aus Überzeugung in die Fussstapfen unserer Eltern getreten. Unser Vater ist zwar immer noch oft im Büro anzutreffen, aber er gibt uns freie Hand.» So gibt es nun nebst dem normalen Kinoprogramm auch Kinonachmittag für Geniesser («l’apres-midi »), für Senioren («cinedolcevita»), für die Kleinen («Littlefoot »). Wer Kunst mag, aber keine Zeit oder sonst Möglichkeit hat, die grossen Museen der Welt zu besuchen, dem sei die Reihe «Exhibition on Screen» empfohlen. Opern-Fans kommen mehrmals jährlich in den Genuss von Live-Übertragungen aus dem «Royal Opera House“ in London. Und seit diesem Jahr locken von Guntens mit der «Sneak Preview» (https://www.zmitz.ch/1418-kino-duell-das-sneak-preview-abenteuer)
Am kommenden Samstag gehen sie nun noch einen Schritt weiter. Das Ziel ist, einerseits Jugendliche zu einem Kinobesuch zu animieren und gleichzeitig in kurzen Workshops Wissen zur Filmwelt zu vermitteln. Romana von Gunten: «Zusammen mit einer Schulklasse und dem Verein Zoomz organisieren wir ein Jugendfilmfestival.» Die Klasse B18b von den Stadtschulen Solothurn kümmert sich dabei um die Workshops, Moderation und auch um die Werbung. Gezeigt werden zwei Filme: Um 10 Uhr der «Thilda und die beste Band der Welt», um 15 Uhr: «Tschick». Dazwischen – also von 10 bis 15 Uhr – wir das Kinofoyer genutzt um einige Tricks der Filmtechnik besser kennen zu lernen. «Zoomz» richtet sich nicht nur an Jugendliche, sondern auch Erwachsene sind herzlich eingeladen. Denn für von Guntens ist klar: «Bei all unseren Gefässen ist uns vor allem eines wichtig: Dass unsere Besucher Freude haben, für eine kurze Zeit zurücklehnen können und danach den Kinosaal mit einem guten Gefühl verlassen.»
Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.