Eigentlich ist es eine verkappte Promo-Tournee für die Oltner Kabaretttage, die ihren Zweck voll erfüllt: Zwei begnadete Unterhalter verweben ihre aktuellen Bühnenprogramme zu einem neuen. Der Kunstgriff ist einfach: Im Säli einer Beiz warten zwei Männer auf einen angekündigten Kabarettisten, der aber nicht eintrifft. Blogger Ruedi Stuber wartet mit.
Die Männer: Kilian Ziegler, dem Publikum wohlbekannt als Sprachvirtuose aus Olten. Neben ihm Veri, Schulhausabwart, Totengräber und Schneeräumer aus Hintermoos im Entlebuch. Dächlikappe, Brille, Gilet, karriertes Hemd – Emil-Typ. Sogar der lozernische Dialekt passt. Ihn kennen die wenigsten im Saal.
Der Anlass: Beerdigung vom Säuli-Päuli, dem beliebten Dorfmetzger, der sein geheimes Wurstrezept ins Grab mitnimmt. Die zwei Akteure schweifen rasch von ihrem Trauern um Päuli ab, jeder auf seiner Schiene. Veri nuschelt etwas und verheddert sich mit Fremdwörtern. Man ahnts: ein liebenswürdiger Weltverbesserer von der einfacheren Sorte.
Kilian Ziegler, das weiss man, geht mit der Sprache um wie mit Plastilin. Er knetet Aussagen subtil durch, nimmt winzige Anpassungen vor und verpasst ihnen so nonchalant einen überraschenden neuen Sinn. Das Publikum folgt den Pointen mit einer gewissen Phasenverschiebung. Oft dauert es eine Weile, bis bei den Zuschauern der Groschen fällt. Kili weiss das und lässt ihnen schmunzelnd Zeit dazu. Dazwischen glänzt er mit seinen skurrilen Gedichten. «Möchte Sy s ghöre?» fragt er das Publikum mit gespielter Neugierde. In seinem Nachruf auf den Dorfmetzger lässt er Sätze fallen wie «Man merkte, dass ihm Wurstwaren nicht wurst waren…» oder «Er litt nicht nur unter dem Lädelisterben, sondern auch seinem eigenen.»
Bei Veri erwartet man den ungelenken Hinterwäldler. Doch je mehr sich dieser in seinen Tiraden outet, desto mehr wird klar, dass Nonsense nicht sein Ding ist. Er kennt sich in gesellschaftsrelevanten Themen bestens aus: Die Klimaproblematik erörtert er anhand von Betrachtungen über die Darmflora australischer Wildkamele und schlägt elegant den Bogen zu unseren helvetischen Rindviechern. Gesundheitswesen, Konsumwut und Manipulation, die Rolle der Kirche, Bildung: Überall erweist sich Veri als dossierfest. Der Entlebucher Visionär deckt in einfachen Worten politische Fehlentscheide auf, kommentiert und demontiert sie träf und scharfsinnig. Mein Lachen und die entrüstete Zustimmung zu seinen Analysen kommen sich in die Quere.
Wer auch immer der erwartete Kabarettist im vollen Kreuzsaal sein wird: Alle sind froh, dass er nicht eintrifft. Kili und Veri, die beiden Platzhalter, sind mit ihrem Riecher für Skurriles mehr als Ersatz.
Ruedi, der heimliche Spiritus rector von zmitz. Denn es gibt nichts, was der längstjährige Kulturtäter und Musiker nicht kennt. Haben die Jungspunde im Team eine Idee, Ruedi weiss, wer mehr Infos hätte oder wen man einbeziehen sollte. Und im Zweifelsfall sind die damals auch bei ihm zur Schule gegangen. Der bekennende Kleinkunstliebhaber ist ganz gross, wenn es um das hiesige Kulturschaffen geht.