Gestern Abend wurde im Naturmuseum Solothurn die neue Sonderausstellung «Strassentauben – verehrt und verpönt» eröffnet. Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken hat sich die Ausstellung angeschaut.

Eine Ausstellung über Strassentauben. Irgendwie klang das zuerst nicht so verlockend. Mein Interesse stieg, als ich begriff, dass diese Ausstellung diesmal vom Naturmuseum Solothurn selber konzipiert worden war – und zwar in enger Zusammenarbeit mit dem Taubenexperten Prof. Dr. Daniel Haag-Wackernagel von der Uni Basel. Viel Recherchearbeit hat dabei Res Schäfer vom Naturmuseum geleistet. Unterstützt wurde er dabei von den Kollegen Joya Müller und Silvan Thüring. Umgesetzt wurde die Ausstellung durch Werne Feller von sowas.

Aber warum also nun Tauben? Bei der Vernissage tauchten plötzlich viele Gründe auf, respektive: Bei der Eröffnung wurde plötzlich klar, warum eine solche Ausstellung eigentlich EIN MUSS ist! Wer kennt sie? Jeder. Wo sind sie? Auf dem ganzen Erdball verteilt. Wer mag sie? Viele. Wer hasst sie? Etwa genau so viele.

«So ziemlich jeder Mensch hat irgend ein Erlebnis, irgend eine Erinnerung, die mit Tauben verbunden ist», so Museumsleiter Thomas Briner bei seiner Begrüssungsrede. Genau zu dem Zeitpunkt beginnen meine Gehirn-Zahnrädchen leicht an zu drehen. Aber noch war ich auf die Bilder der Powerpoint-Präsentation und die Worte der Experten fixiert. Viele Informationen, die man dann auch unten in der Ausstellung findet. Wusstest Du, dass Tauben ganz viel Symbolik in sich tragen? Tauben stehen z. B. für Liebe, Friede, Heiliger Geist, Treue, Seele und Unschuld. Sie ist vielseitig: Denn sie ist eine zuverlässige Botin, kann als Haustier gehalten werden, sie ist hübsch anzuschauen – und eine Delikatesse.

Aber ja, Schönmalerei alleine gibts bei dieser Ausstellung nicht. Das deutet schon der Titel an «Strassentauben – verehrt und verpönt». Denn Tauben können echt nervig sein. Sie können viel Schmutz machen und damit grosse Schäden anrichten. Sie können Krankheiten verbreiten. Und einmal mehr die Erkenntnis: Wer Tauben füttert, meint es zwar gut, trägt aber oft auch zu den obengenannten Problemen bei. Tauben sind schön, können aber auch eine Plage sein. Davon – und noch von vielem mehr erzählt die Ausstellung, die ich nach einem kurzen Rundgang wärmstens empfehlen kann. 

Ja… und da waren also noch die Zahnrädchen, die drehten. Und die Geschichten tauchten auf, da ist einerseits die Erinnerung an mein Erstkommunion-Tischkärtchen. Und andererseits die Geschichte, die mein Grossvater erzählt hat. Eine Geschichte über die Lieblingstaube seiner Schwester, die dann auf dem Teller gelandet ist. Die Geschichte, von der ich bis heute nicht weiss, ob sie wahr ist oder erfunden. Aber eben auch eine Tauben-Geschichte. 

Ach… und der Taube ist sogar im «Soledurner Lied» eine Strophe gewidmet:

Me isch i üsere subre Stadt d’Sant-Urse-Tube gwohnt,
’s isch immer so gsi, ’s isch immer so gsi.
Obscho si ganz verdräcke tüe die schöni Marmorfront,
’s isch immer so gsi, ’s isch immer so gsi.
Und wo die hohi Polizei paar abegschosse hett,
Do hett me i der ganze Stadt gar schröckli drüber gredt.
Me söll die Tube mache lo, es sig jo glych wohi,
’s isch jo immer, immer, immer e so gsi.

Informationen zur Ausstellung und dem Rahmenprogramm findet man hier.

Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.