Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken hat erstmals ein Buch von Ernst Burren gelesen. Von dem Mann, der ihr immer mal wieder in der Stadt über den Weg läuft und von dem man sagt, er sei der dienstälteste und produktivste Mundartautor der Schweiz.

Es fällt mir nicht ganz leicht mich in Burrens Buch «I däm Auter no nes Gschleipf» zu vertiefen. Seine Art zu schreiben, in Versform, die aber nicht Verse im herkömmlichen Sinne sind, ist für mich ungewohnt. Die fehlende Gross- und Kleinschreibung, die fehlenden Satzzeichen: Mir kommen unwillkürlich Kurznachrichten, SMS in den Sinn. Beschränkt auf wenige Zeichen und wenige Zeilen. Doch sie dehnen sich aus, über Seiten.

Sie erzählen vom Älter werden, aber auch von der Vergangenheit, von Sorgen und Krankheiten, von Reisen und unerwünschten Sehnsüchten.
Und dann beschliesse ich, die Geschichten nicht als Geschichten anzuschauen, sondern als Erzählungen. Ich überlege mir, wie die Protagonisten aussehen könnten. Ich stelle mir vor, dass sie vor mir im Bus sitzen und ihre Geschichten dem Reisegefährten erzählen, oder am Stammtisch dem Freund, in der Bäckerei der Verkäuferin, auf dem Friedhof dem Grabstein, respektive der damit verbundenen Person.
So werden die Geschichten lebendig, beginnen mich zu berühren und werden fassbar. Gerne würde ich Erwin, der im Wald mit Jesus spricht, mal einen Blumenstrauss vor die Füsse legen, begleitet von den Worten «Für Dich» – und dann beobachten, ob diese Geste etwas auslöst. Es tut mir leid, wenn die Leute behaupten, Agnes bilde sich die Herzschmerzen nur ein und gar nicht merken, dass das Herz wirklich schmerzt, einfach nicht ganz so, wie sie es meinen. Und ich hoffe, dass Marita tatsächlich an den weissen Stränden von Barbados ihre Lebensfreude wieder findet.

Ernst Burren scheint ein guter Beobachter zu sein, er scheint seinen Mitmenschen zuhören und sich in die Gesichter von Fremden einfühlen zu können und daraus Stoff für neue Geschichten zu schöpfen. Ein weiteres Burren-Buch liegt schon auf meinem Nachttisch, mal schauen, wen ich da kennenlerne.

Buchvernissage: Mi, 31. Oktober, 20 Uhr, Buchhaus Lüthy, Solothurn. https://www.buchhaus.ch/about/events/eventDetail/2018_10_31Ernst-Burren-in-Solothurn-artcEvent

Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.