Am Anfang war das Buch: «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse». Das Buch von Thomas Meyer wurde erst zum Bestseller und jetzt zum Film. Diesen zeigte das Kino Capitol – im Beisein von Hauptdarsteller Joel Basman sowie Regisseur Michael Steiner –  als exklusive Vorpremiere. Bloggerin Myriam Brotschi Aguiar war dabei.

Die Ankündigung, dass der Film im Anwesenheit von Hauptdarsteller und Regisseur gezeigt wird, löste in mir schon Filmtage-Stimmung aus. Dann schaute ich mir den Trailer zum Film an und spätestens damit war meine Vorfreude vollends geweckt. Dies, obwohl ich als passionierte Kinogängerin und Liebhaberin des Autorenkinos gegenüber Schweizer Filmproduktionen Ressentiments hege. Oder hegte. Denn immer häufiger kommt es vor, dass ich mich von Schweizer Filmen tatsächlich einnehmen lasse. So auch von «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse». Das lag nicht zuletzt am Hauptdarsteller Joel Basman, der einen wunderbaren Mordechai «Motti» Wolkenbruch abgibt: rührend, zerbrechlich, humorvoll und sehr entschieden, wenn es darum geht, seinen eigenen Weg zu gehen.  Der 27-jährige Joel Basman verschmilzt mit seiner Rolle und führt die Zuschauenden in das Herz der jüdisch orthodoxen Gemeinde in Zürich, wobei er sich sporadisch direkt an das Publikum im Kinosaal wendet, auch dieses Bruch- und Stilmittel mochte ich sehr. 

Im Mittelpunkt der Komödie stehen die Verkupplungsbemühungen von Mame (Mutter) Wolkenbruch (Inge Maux), welche ihren bisher braven Sohn Motti (Joel Basman) möglichst schnell verheiraten will. Dieser beginnt jedoch zu rebellieren und als er sich dann noch an der Uni in die sirenenhaft schöne Nichtjüdin Laura (gespielt von Noémie Schmidt) verliebt, ist der «Mist gekarrt».

Die Welt der jüdisch Orthodoxen ist eine Welt für sich. Und ich liebe es, in mir unbekannten Welten spazieren zu gehen. Das habe ich auch hier, umso mehr als sich diese Welt nur eine Fahrstunde entfernt befindet und wahrscheinlich schon viele von uns den Herren im schwarzen Tuch, den hohen Hüten und langen Locken begegnet sind. Und im Gegensatz zum amerikanischen Film «Menashe» und dem Französischen «Felix und Meira», deren Zeichnung der jüdisch orthodoxen Welt mich schier erdrückt und fassungslos zurückgelassen haben, konnte ich bei Michael Steiners Film häufig herzlich lachen. Und manchmal blieb mir das Lachen auch im Hals stecken. Dann zum Beispiel, wenn ich mich gefragt habe, wie verträglich die überzeichnete Darstellung von Mottis Mutter für die Jüdisch orthodoxe Gemeinde im Kreis 3 ist, die als eine der konservativsten weltweit gilt.

Ich weiss nicht genau, woran es liegt, ob es der wunderbare Cast ist oder die Tatsache, dass der Autor Thomas Meyer selbst für das Drehbuch verantwortlich schreibt, aber Regisseur Michael Steiner hat nach seinen Erfolgen «Sennentuntschi», «Grounding – die letzten Tage der Swissair» und «Mein Name ist Eugen» einen weiteren Kinofilm geliefert, der zum Lachen anregt und zu Tränen rührt.

Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse läuft ab Donnerstag, 25. Oktober im Kino Capitol. 20 Uhr/D/ab 12 Jahren. Infos: www.kinosolothurn.ch
 

Sie ist eine Frau des Wortes und des bewegten Bildes. Denn Kino kanns Myriam so richtig antun. Immer mal auf Reisen, weiss die Grenchnerin aber auch bestens Bescheid, was in ihrer Hood geht. Immerhin ist sie bestens verwurzelt. Und wenn sie hier über einen Anlass bloggt, schafft sie es, den Leser oder die Leserin auf einen kleinen Exkurs in Träumerei mitzunehmen. Dies aber nicht, ohne ihn oder sie auch sanft wieder auf den Boden der kulturellen Realität zurückzuführen.