Am kommenden Montag präsentiert der Grenchner Peter Brotschi in der Buchhandlung Lüthy in Solothurn seinen ersten Roman. Mit «Biders Nacht» ist ihm ein Spagat gelungen, der unsere Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken zu fesseln wusste.
Es ist ein schönes Buch, das ich da in den Händen halte. Trotzdem bin ich etwas skeptisch, denn: Geschichte war nie mein Lieblingsfach. Mir war das Ganze zu abstrakt, zu trocken. Alles zu weit weg, vielleicht auch mit etwas zu wenig Engagement vermittelt? Keine Ahnung. Geschichtsbücher packen mich auch noch heute nicht. Aber der Grenchner Aviatik-Experte Peter Brotschi hat mit seinem ersten Roman etwas geschafft, das ich bisher nicht kannte: Mir mittels einer fiktiven Geschichte ein Stück wahre Schweizer Geschichte näher zu bringen und zwar so, dass es Spass und Neugierig gemacht hat. Zudem hat mir sein Buch einen Einblick in ein Gebiet ermöglicht, das mich zwar schon lange fasziniert, aber von dem ich bisher nur ganz wenig wusste: Die Fliegerei.
Die Geschichte dreht sich um den Schweizer Piloten Oskar Bider und seine Schwester Leny. Also eigentlich nur um eine Nacht. Die letzte Nacht sozusagen. Es ist eine Geschichte, die mit viel Wissen gespickt ist, ohne belehrend zu wirken. Eine Geschichte, die traurig macht, die neugierig macht. Eine Geschichte, die so erzählt ist, dass man die Menschen vor sich sieht – und auch die Schauplätze. Und was man nicht kennt, da die Geschichte 1919 spielt, das versucht man sich auszumalen: Die Kleider, die Stadt Zürich zu der Zeit.
«Biders Nacht» hat mich gepackt. Ich wollte wissen, was passiert, wie es passiert, warum es passiert und wem genau was passiert. Ich begann die Protagonisten zu mögen, zu kennen und fieberte mit. Und gleichzeitig erfuhr ich viel über das Leben und die Fliegerei zu der Zeit. Peter Brotschi schafft es aber auch, zum Beispiel in dem er einen Traum beschreibt, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Ein Bild davon zu schaffen, was sein könnte und vielleicht auch sein wird. Viel Recherche-Arbeit liegt hinter diesem Werk. Zeitdokumente sind gut eingebaut, einzig ein Originalbild von Bider hätte ich gerne noch im Buch gefunden.
Als ich das Buch weg lege, bin ich etwas traurig. Traurig, weil es zu Ende ist. Traurig über das Ende an und für sich. Aber doch irgendwie auch glücklich: Die Geschichte hallt nach der letzten Seite nach. Die Bilder verschwinden nicht. «Biders Nacht» könnte ich mir sehr gut als Film vorstellen. Wer weiss, vielleicht irgendwann auf der Leinwand an den Solothurner Filmtagen?
Buchvernissage: https://www.buchhaus.ch/about/events/eventDetail/2018_10_22Peter-Brotschi-in-Solothurn-artcEvent?bpmctrl=
Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.