Das Kunstmuseum Solothurn verfügt über eine im Verhältnis zur Grösse der Stadt sehr bedeutende Kunstsammlung. Hier finden sich nicht nur alle wichtigen Schweizer Maler von Hodler über Amiet bis Anker. Auch Internationale Namen wie etwa van Gogh, Matisse oder Cézanne sind zu sehen. Zu verdanken ist das privaten Sammlern. Sie haben seit einigen Jahren auch ihren Platz im Stadtbild – bzw. genau genommen ihre Strasse(n).
Den Kunstsammlern widmete die Stadt Solothurn ihre Strassen, als das Gebiet rund um den ehemaligen Solo-Markt bebaut wurde und Altersresidenz und Wohnungen entstanden. Buchstäblich ist dieses Vorgehen naheliegend, denn einerseits liegt in unmittelbarer Nähe dieser Strassen die ehemalige Sphinx-Fabrik, wo heute die Kantonspolizei wirkt und einst einer dieser Mäzenen Patron war, andererseits befindet sich jenseits der Werkhofstrasse das Kunstmuseum, dem besagte Mäzenen und Sammler ihre Sammlungen hinterlassen haben.
Ihre internationale Bedeutung verdankt die Solothurner Sammlung der Dübi-Müller-Stiftung und der Josef-Müller-Stiftung. Josef Müller ist denn auch eine Stichstrasse in das neue Quartier gewidmet. Müller, 1887 in Solothurn geboren, war der Sohn des Mitgründers der Solothurner Firma Müller & Schweizer, eben später als Sphinx bekannt. Josef Senior verstarb sehr früh und der Junior studierte Maschineningenieur am Polytechnikum in Zürich, absolvierte von 1912 bis 1914 ein Praktikum in den USA und stieg in die väterliche Firma ein. Doch Josef Müller zog sich aus dem Familienbetrieb zurück und wandte sich der Kunst zu: Müller unterhielt wie seine Schwester Gertrud Dübi-Müller bereits in jungen Jahren Kontakte zu den wichtigsten schweizerischen Künstlern seiner Zeit, wie Ferdinand Hodler, Cuno Amiet, bei welchem er auch Schüler war, Giovanni Giacometti und Félix Vallotton. Er erwarb deren Werke wie auch solche von Pablo Picasso, Paul Cézanne, Fernand Léger, Henri Matisse und anderer. Josef Müller wurde Schüler von Cuno Amiet und errichtete sein eigenes Atelier zunächst in Genf, ab 1922 in Paris. Müller – er begann Kunst der Moderne, Africana, Asiatica und Antike zu sammeln – kehrte 1942 nach Solothurn zurück, wo er von 1943 bis 1967 als Konservator am Kunstmuseum Solothurn wirkte. Er war Mitglied und Präsident der Kunstkommission Solothurn sowie von 1954 bis 1960 Mitglied der Eidgenössischen Kunstkommission. 1969 gründete er die Josef-Müller-Stiftung und hinterliess einen Teil seiner wertvollen Kunstsammlung dem Kunstmuseum Solothurn. 1970 wurde er mit dem Kulturpreis des Kantons Solothurn ausgezeichnet. Josef Müller starb 1977 90-jährig in Solothurn.
Mit der Walter-Schnyder-Strasse ist in Solothurn ein zweites Stück Asphalt einem Kunstsammler gewidmet – ebenfalls in der Nähe des Kunstmuseums. Walter Schnyder war Arzt in Solothurn und über einen Zürcher Kunsthistoriker in Kontakt mit Kunst gekommen. Der Historiker, Prof. Gotthard Jedlicka, machte ihn 1936 auf den Zürcher Maler Max Gubler aufmerksam. Die beiden lernten sich in der Nähe von Paris kennen. Daraus entstand eine lange, enge Freundschaft, in deren Verlauf die beiden auch zwei Mal nach Italien reisten. Durch die regelmässigen Besuche von Walter Schnyder in Gublers Atelier entstand eine der schönsten Max-Gubler-Sammlungen, die der Mäzen 1969 in Form der Max Gubler-Stiftung dem Kunstmuseum seiner Heimatstadt vermachte. Die Faszination, die für Schnyder von Gublers Arbeit ausging, widerspiegelt sich in seiner Sammlung, die ab den späten 30er Jahren fast ausschliesslich Werke von Gubler beinhaltete. Neben dem expressiven Spätwerk, für das Gubler besonders bekannt ist, war dem Sammler Walter Schnyder auch das Frühwerk der 1920er Jahre wichtig.
Ein dritter Name, der in diesem Umfeld auftaucht, ist jener von Oscar Miller. Der Oscar-Miller-Weg führt südlich der Kantonsschule von der Fegetz-Allee bis ans freie Feld und man könnte sich fragen, wem dieser Weg gewidmet ist. Denn Oscar Miller gab es zwei – Vater und Sohn. Oscar Senior wurde 1826 in Deutschland geboren und machte eine Lehre als Papiermacher. Er war zwischen 1845 und 1862 Leiter verschiedener Papierfabriken in Deutschland und Italien und kam auf Initiative des Industrieimperiums Escher-Wyss & Cie. nach Biberist. Das Unternehmen baute dort nämlich den Emme-Kanal und initiierte den Bau einer Papierfabrik. Der Aufbau und die Leitung war von 1862 bis 1892 fortan Millers Tätigkeit. Oscar Miller Senior war aber auch Sammler moderner Schweizer Kunst.
1862 kam Oscar Junior auf die Welt, der mindestens zwei Dinge von seinem Vater erbte: Die Leitung der Papierfabrik und die Leidenschaft für Kunst. Denn auch er sammelte ab 1896; vor allem Werke von Cuno Amiet, Ferdinand Hodler, Hans Berger, Frank Buchser, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Modersohn, Félix Vallotton, Otto Roos, Fritz Overbeck und anderen. Ausserdem war er ein Förderer der Kunstmuseen Solothurn und Bern. Oscar Junior hielt sich aber durchaus bescheiden: Er sagte: «Ich bin nicht ein so reicher Mann, dass ich mir eine Galerie anlegen kann von lauter erstklassigen Bildern. Es liegt mir auch nicht viel daran. Mich interessiert die Entwicklung eines Menschen…» Er verfasste diverse Schriften zum Thema Kunst, gehörte der Künstlervereinigung «Die Brücke» an und unterhielt intensiven Kontakt mit den Künstlern. Und Miller sass für die FdP im Kantonsrat. 1934 starb er. Sein Sohn war der Maler Werner Miller (1892-1959), der Schüler bei Ferdinand Hodler, Giovanni Giacometti und Cuno Amiet war. Und ihm, Oscar junior, ist – wie man den Zusatzinfos des Strassenschilds entnehmen kann – auch der Weg gewidmet.
(Verfasst mit Texten und Elementen von Wikipedia sowie der Website des Kunstmuseums Solothurn)
zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.