Am nächsten Freitag folgt ein weiteres Kapitel in der Kulturgeschichte des Attisholz-Areals: Eine Ausstellung mit Urban Street Art. Gelegenheit für ein Augenschein, was in Luterbach alles so geht.

Meine frühste Erinnerung an das «Attisholz-Areal» ist die: Luft anhalten! Auf dem Weg vom Wasseramt mit dem Velo zu meiner Freundin nach Riedholz musste ich immer an der Cellulose-Fabrik vorbei. Und der Geruch dort war furchtbar! Keine schöne Erinnerung. Und jetzt lässt mich das Gelände auf ganz positive Art nicht mehr los. Das erste Mal habe ich es anlässlich der «Kettenreaktion» vor zwei Jahren betreten. Man konnte sich verlieren in den Weiten dieses Areals. Im doppelten Sinne: Einerseits entdeckte man immer neue Treppen, Gänge, Brücken, Räume, sodass man sich fast verlaufen konnte. Andererseits packten mich die grossen Graffiti an den Wänden, die Installationen, die Begegnungen mit den Kunstschaffenden so sehr, dass ich auch gedanklich hängen blieb an dem Ort (hier nachzulesen).

Bald folgte ein Weihnachtsessen in gehobenerem Rahmen in einer der – erlaubt mir den unpassend-passenden Begriff – „abgefuckten“ Hallen. Stilvoll, trotz kaputter Mauern, festlich, trotz violetten Strichen an den Fenstern, die auf Asbest hinweisen. Weihnachtlich-trashig und somit unvergesslich. Das absolute Gänsehaut-Feeling hatte ich dann im Sommer 2017 beim Konzert des Solothurner Mädchenchors. Lest hier selber. 

In den letzten Wochen ist wieder viel passiert auf dem Gelände und auch darum herum. Biogen wächst auf der anderen Aareseite rassig in die Höhe und Breite. Die Kantine wird umgebaut, neue Wandbilder sind entstanden, die grosse Arena, wo das Symphonieorchester des TOBS gespielt hat und wieder spielen wird, ist ein Versprechen für weitere kulturelle Höhenflüge. Immer mal wieder habe ich gelesen, gehört was so im «Attisholz» läuft, aber begreifen tut man es erst, wenn man es sieht – und in meinem Falle auch spürt.

Darum haben Fabian und ich die bevorstehende Vernissage «Sandwich between Walls» zum Anlass genommen, uns auf dem Areal umzusehen. Corso Bertozzi, der Macher der Ausstellung, führte uns herum. Erzählte, was so läuft, wie die Zusammenarbeit mit der Halter AG unglaublich reibungslos läuft. Er zeigte uns das riesige Blocher-Bild an der Rückwand der Arena, erzählt was im Hintergrund so alles läuft. Einiges hat sich verändert, vieles ist geblieben – und ich staune einmal mehr, kriege Gänsehaut. Da mischen sich Vergangenheit und Moderne auf faszinierende Weise. Mitten zwischen den ausgedienten Hallen präsentiert sich mir ein Spielplatz, den ich unbedingt bald mit meinen Jungs besuchen will. Die Mauern erzählen Geschichten, denen ich noch mehr zuhören möchte. Dieses Areal raubt mir fast den Atem – und gleichzeitig hoffe ich, dass den Verantwortlichen, die es ermöglichen, dass vor den Toren Solothurns so was Grosses entstehen darf, nicht so rasch der Schnauf ausgeht.

Infos zur Ausstellung gibts auf der Website von Beneath the Surface: http://www.bts.world/2018/08/18/sandwich-between-walls/

Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.