Die Sommeroper Selzach begeht ihr 30. Jubiläum mit der Aufführung von Richard Wagners «Der fliegende Holländer». zmitz-Bloggerin Myriam Brotschi Aguiar sass im Publikum. Zum Glück mit kühlendem Fächer und erfrischendem Mineralwasser, denn neben den Temperaturen sorgte auch die Oper für einige hitzige Momente.

Ich bin ehrlich: Nicht nur, aber vor allem dann, wenn die Chöre der Sommeroper die Bühne betreten, kribbelt es in meinem Magen, die Augen weiten sich und die Körperhärchen stellen sich gleich reihenweise auf. So war es in vergangenen Jahren und so war es auch an der Jubiläums-Premierenvorstellung vom 2. August. Richard Wagner hat mit dem «fliegenden Holländer» eine romantische Oper mit Pomp und Pathos sowie – man möge meinem Ich als emanzipierte Frau verzeihen – einer höchst fragwürdigen Handlung geschrieben (vom Geld verführter Kapitän verkauft seine nichts ahnende schwärmerisch-verklärte Tochter einem Unbekannten). Beeindruckend jedoch blieben die Bühnenbilder für die Geschichte rund um den Seemann, der zum ewigen Herumirren auf den Meeren verdammt ist. Mal mystisch, mal reduziert und neu mit grossflächiger Video-Projektion – konsequent stützt das Bühnenbild die Handlung, umrahmt und ergänzt sie, schafft Räume und hilft damit massgeblich mit zu verstehen, was auf der Bühne passiert.

Ich sass in der elften Reihe, genoss die Atmosphäre im Passionsspielhaus Selzach und wie bereits einleitend geschrieben, den grandiosen Frauen- respektive den Männerchor – Laien, verstärkt mit Profis. Mit ihren Gesängen, ihren Kostümen und ihrem Handeln «rocken» sie die Show, akzentuieren und tragen eine willkommene Leichtigkeit ins Geschehen. Berührt hat mich auch die Ballade der Kapitänstochter Senta, in der sich wichtige Leitmotive der Oper vereinen: das Holländermotiv, das Geisterrufmotiv und das Liebestreuemotiv. Und, wenn mir diese Bemerkung als Laie erlaubt ist, das Orchester unter der Leitung von Constantin Trinks hat Grossartiges im wahrsten Sinne des Wortes geleistet.

Für die Kinder wird zum zweiten Mal in der Geschichte der Sommeroper eine extra geschriebene Kinderoper aufgeführt: Ob die spannende Geschichte um den untoten holländischen Schiffskapitän und seine Braut Senta zum Happy End führt, können kleine und grosse Zuschauer an fünf Terminen während der Opersaison erleben. Premiere ist am Sonntag, 12. August 2018.

Sommeroper Selzach „Der fliegende Holländer“.  Noch bis 21. August 2018. www.sommeroper.ch, Tickets zwischen CHF 45 und CHF 120; Inszenierung: Dieter Kaegi, Bühnenbild und Kostüme: Oskar Fluri, Beleuchtung: Sigi Salke, Künstlerischer Betriebsleiter und Regisseur Kinderoper: Thomas Dietrich, Chorleitung: Valentin Vassilev

Sie ist eine Frau des Wortes und des bewegten Bildes. Denn Kino kanns Myriam so richtig antun. Immer mal auf Reisen, weiss die Grenchnerin aber auch bestens Bescheid, was in ihrer Hood geht. Immerhin ist sie bestens verwurzelt. Und wenn sie hier über einen Anlass bloggt, schafft sie es, den Leser oder die Leserin auf einen kleinen Exkurs in Träumerei mitzunehmen. Dies aber nicht, ohne ihn oder sie auch sanft wieder auf den Boden der kulturellen Realität zurückzuführen.