13 Jahre lang lag sie im Dämmerschlaf: Jetzt ist die Internationale Musikwoche Grenchen wieder da und hat mit dem Eröffnungskonzert einen Auftakt der Superlative gefeiert. Bloggerin Myriam Brotschi Aguiar hat sich von den herrlichen Klängen wegtragen lassen.
Lag es an der sakralen Feierlichkeit des Konzertortes, der spürbaren Freude aller Akteure und Organisierenden, an der Popularität der gewählten Musikstücke oder an den hochkarätigen Musikerinnen und Musikern des Orchesters und des Solisten Gabor Boldoczki (Trompete)? Denn das Erlebnis des Eröffnungskonzerts zur Internationalen Musikwoche Grenchen, die noch bis 22. April stattfindet, kann nur mit «himmlisch» bezeichnet werden.
In solchen Momenten wünsche ich mir, dass die Sätze, die ich schreibe, klingen. Nur so würde es mir annähernd gelingen zu vermitteln, was Musik, die sich auf einem so hohen Niveau bewegt, in mir auslöst. Dieses Gefühl von «Augen zu und einfach nur geniessen!». Während mehr als zwei Stunden sass ich in der Kirchenbank, deren Härte ich für einmal gar nicht spürte, und gab mich der Lieblichkeit oder Dramatik der Melodien hin. Ich war betört von der Präzision der Musiker, begeistert vom Zusammenspiel des Dirigenten Manfred Obrechts mit «seinen» Akteuren, erstaunt von der Dichte und Tiefe, welche das Orchester erreichte und fasziniert von der Tatsache, dass diese Musik nicht nur die Herzen weitet, sondern einen Raum tatsächlich wachsen lässt.
Das Programm des Abends setzte sich aus bekannten und bewährten Stücken der Weltklassik zusammen. Den Auftakt machte die Ouvertüre zur märchenhaften Oper «Oberon» von Carl Maria von Weber. Anschliessend streichelte das Orchester Herz und Gehör leicht und schwebend und melancholisch mit der «Morgenstimmung» aus Griegs Peer Gynt Suite, bevor dann der sprichwörtliche grosse Auftritt des ungarischen Trompeters Gabor Boldoczki mit dem Konzert für Trompete und Orchester in Es-Dur von Joseph Haydn folgte. Als Zugabe spielte er – zart und zärtlich – das «Ombra mai fu» von Händel. Ein echter Gänsehautmoment. Nach der Pause standen die Polonaise aus der Oper «Eugene Onegin» von Peter I. Tschaikowsky und Franz Schuberts Sinfonie Nr. 8 h-Moll «Die Unvollendete» auf dem Programm. Und so manch einem schlug das Herz in der Brust ganz fest, als sich das Orchester mit der Zugabe der Ouvertüre von Verdis La Traviata für die Standing Ovation bedankte.
In den nächsten Tagen klingt Grenchen und Musikbegeisterte werden in den höchsten Tönen schwärmen:
Dienstag, 17.4. im Parktheater: International Clarinet Competition, Runde 1 mit Werken von Debussy, Milhaud, Bernstein, Lutoslawski, Flury
Mittwoch, 18. 4. im Parktheater: International Clarinet Competition, Runde 1 mit Gruppe 2
Donnerstag, 19.4. im Parktheater: International Clarinet Competition, Halbfinal
Donnerstag, 19.4. im Parktheater: Faszination Brass mit dem Boston Brass Quintet
Freitag, 20.4., Kirche St. Eusebius: Finalkonzert mit der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg
Samstag, 21. April, Parktheater: Musikpreis Grenchen, Symphonische Blasmusik
Sonntag, 22. April, Parktheater: Abschlusskonzert IMG mit der Stadtmusik Grenchen und Armin Bachmann an der Posaune.
Die Internationale Musikwoche Grenchen dauert bis zum 22. April 2018. Auf dem Programm stehen weitere Galakonzerte sowie Solisten- und Orchesterwettbewerbe mit Instrumentalisten aus der ganzen Welt. Sämtliche Infos zum Festival, dem Programm und den Ticketverkaufsstellen lesen Sie auf www.img-grenchen.ch
Sie ist eine Frau des Wortes und des bewegten Bildes. Denn Kino kanns Myriam so richtig antun. Immer mal auf Reisen, weiss die Grenchnerin aber auch bestens Bescheid, was in ihrer Hood geht. Immerhin ist sie bestens verwurzelt. Und wenn sie hier über einen Anlass bloggt, schafft sie es, den Leser oder die Leserin auf einen kleinen Exkurs in Träumerei mitzunehmen. Dies aber nicht, ohne ihn oder sie auch sanft wieder auf den Boden der kulturellen Realität zurückzuführen.