Über fünf Jahre nahmen die Arbeiten in Anspruch, nun liegt die neue Stadtgeschichte Grenchens vor. «Vom Bauerndorf zur Uhrenmetropole» heisst das Werk, es umfasst 332 Seiten und ist mit 326 Farb- und Schwarzweissabbildungen illustriert. Bloggerin Myriam Brotschi Aguiar hat sich an der Vernissage beeindrucken lassen.
Ich habe lieber «Geschichten» als «Geschichte». Das war in meiner Schulzeit so. Und das ist auch heute noch so. Jedoch, um Geschichte kommt man nicht herum. Geht nicht. Und Geschichte – das gebe ich heute unumwunden zu – ist spannend. Denn: Geschichte hat mit Menschen zu tun. Mit beeindruckenden Leistungen. Geschichte kann zum Schmunzeln bringen, an unangenehme Realitäten erinnern, Impulse setzen und ja – ein Blick in die Geschichte kann auch Licht ins persönliche Dunkel tragen.
«Freude herrscht!» Man erlaube mir an dieser Stelle den Griff zu einem überstrapazierten Zitat, denn schliesslich hat auch es Geschichte geschrieben (allerdings nicht in Grenchen). Die Freude – und irgendwie auch die Erleichterung darüber, dass das Buch nun endlich vorliegt – stand den Macherinnen und Machern während der Vernissage im Gesicht. Mit dem Ziel, eine umfassende Betrachtung der Stadt Grenchen im 19. und 20. Jahrhundert mit allen relevanten Facetten zu liefern, stiess die Stadt Grenchen als Herausgeberin 2012 das Projekt mit einer Ausschreibung an. Ein Buch, das interessant zu lesen ist und zugleich als Nachschlagewerk dient, ist es geworden.
Ich habe erst einen kurzen Blick hineingeworfen. Aber die 332 Seiten erzählen von einer Stadt, die einst bezeichnet wurde als «Stadt mit geradezu amerikanischem Entwicklungstempo». Als Stadt, die von vielen Menschen für einen Neuanfang gewählt wurde. Als Stadt, in der Frauen schon früh Seite an Seite mit Männern arbeiteten. Als Stadt, die schicksalshaft mit der exportorientierten Uhrenindustrie verbunden ist. Segen und Fluch dieser Verstrickung sind Konjunktur und Krisen. Die Konjunktur hat man in Grenchen mit Lebensfreude gefeiert. Den wiederkehrenden Krisen zeigte man staatsmännisch die Zähne.
Das ist das Grenchen, von dem unser Vater häufig erzählt. Das ist ein Grenchen, in dem es mir wahrscheinlich auch gut gefallen hätte.
«Vom Bauerndorf zur Uhrenmetropole», Grenchen im 19. und 20. Jahrhundert.
Februar 2018, 332 Seiten, 326 Farb- und Schwarzweissabbildungen. Geb. CHF 58.—
ISBN 978-3-0340-1408-3. Das Buch ist im Buchhandel erhältlich.
Die Menschen hinter dem Buch: Die Autorengruppe: Daniel Kauz, Historiker und Archivar, von der Firma fokus AG für Wissen und Organisation in Zürich, Martin Illi, Historiker und Bildredaktor, Fabian Saner und Marisa Thöni-Coray. Die begleitende Expertenkommission: Salome Moser (Stadtarchivarin und Projektleiterin seitens der Stadt Grenchen), André Schluchter (Projektleiter Kantonsgeschichte), Alfred Fasnacht, Lukas Walter und Angela Kummer (alle seitens Kulturhistorisches Museum Grenchen).
Sie ist eine Frau des Wortes und des bewegten Bildes. Denn Kino kanns Myriam so richtig antun. Immer mal auf Reisen, weiss die Grenchnerin aber auch bestens Bescheid, was in ihrer Hood geht. Immerhin ist sie bestens verwurzelt. Und wenn sie hier über einen Anlass bloggt, schafft sie es, den Leser oder die Leserin auf einen kleinen Exkurs in Träumerei mitzunehmen. Dies aber nicht, ohne ihn oder sie auch sanft wieder auf den Boden der kulturellen Realität zurückzuführen.