Das Stadtorchester Grenchen lud zum Sinfoniekonzert unter anderem mit Stücken aus Camille Saint Saëns «Le carnaval des Animaux». Zmitz-Bloggerin Myriam Brotschi Aguiar folgte dem Ruf der Tiere und liess sich von den Musikerinnen und Musikern in Sonntagsstimmung versetzen.

Ich werde jetzt gleich zu einer Lobeshymne ansetzen. Dankbar dafür, dass ich als Bloggerin meine ganz subjektive Meinung kundtun darf. Dankbar, dass niemand von mir eine fundierte Kritik erwartet. Dankbar, dass das kulturelle Leben Grenchens mir ab und zu eine solche Perle schenkt. Als bekennende SRF3-Hörerin der ersten Stunde und mit einer Leidenschaft für schwarze Musik nimmt Klassische Musik wenig Raum in meinem Leben ein. Umso mehr schaute ich vorfreudig auf das Sinfoniekonzert des Stadtorchesters Grenchen im Parktheater. Denn ich bin auch eine Entdeckernatur und lasse mich gerne auf fast alles ein. Der frühe Abend wurde eröffnet von der Sinfonia Nr. 2 von Johann Georg Lang, anschliessend folgte das Klarinettenkonzert Nr. 3 in B-dur von Carl Philipp Stamitz mit der filigranen Franziska Baschung als Klarinetten-Solistin. Bei diesen Werken, so die Einführung von Marcel Tièche, Vizepräsident des Orchesters, handelt es sich um eigentliche Trouvaillen. So sind zum Beispiel viele der Werke Stamitz‘ verschollen, weil sie nach seinem Tod versteigert wurden, damit seine Schulden bezahlt werden konnte.

Verschollen oder bekannt: Ich lausche völlig unvoreingenommen den Klängen und in mich hinein, immer wieder staunend, was klassische Werke in mir auslösen. Ich bin beeindruckt von der Virtuosität einzelner Musikerinnen und Musiker respektive dem Orchester als Einheit, denn ich kann beispielsweise nicht beurteilen, ob die Erste Geige präzise spielt oder nicht. Ich registriere jedoch, wenn mich Dramatik erfasst oder wenn mich langsame Passagen, leise Klänge und musikalischen Feinheiten tief im Innersten berühren.

Und das ist dem Orchester gelungen. In mir lächelt es auch, wenn ich den «Tanz» des Orchesters sehe – das Auf und Ab der Geigenbogen oder die zupfenden Hände am Kontrabass; wenn ich die liebevolle Verbindung der Musiker mit ihrem Instrument notiere oder mich von der Körpersprache – und was sie auslöst – von Dirigent Ruwen Kronenberg, übrigens der neue Orchesterleiter, beeindrucken lasse.

Diese Eindrücke trage ich in mir, während ich auf den zweiten Teil des Konzertes warte, auf Camille Saint-Saëns Karneval der Tiere mit Sprecherin Anne-Catherine Kramis, Nicole und Marian Rivar an den Konzertflügeln, Rebecca Hagmann am Violoncello, Toni Ebnöther an der Flöte und Jean-Marc Chassot am Kontrabass. Dieses Werk gehört zu den absoluten Klassikern der klassischen Musik für Gross und Klein. Es ist lebendig, die Erzählungen, welche von Stück zu Stück begleiten, lassen Bilder im Kopf entstehen und die Vielfalt der Melodien ist mitreissend. Und so stelle ich schon nach wenigen Minuten fest, dass sich Stimmung und Energielevel auf den Zuschauerrängen gewandelt haben. Vor der Pause konzentriertes Hinhören und Ernsthaftigkeit, nach der Pause Leichtigkeit und Begeisterung, nicht nur, aber vor allem auch für die Solistinnen und Solisten. Eine ganz eigene Qualität steuern Nicole und Marian Rivar bei. Die beiden sind am Konzertflügel natürlich ein Hingucker, weil ihr Auftritt, ihr Style und ihr Styling – noch immer – ungewöhnlich anmuten in der seriösen Welt der Klassischen Musik. So vermag es denn nicht zu erstaunen, dass ihrem «klavierhändigen» Schlusspunkt begeisterter Applaus folgte. In den ich einfiel. Glücklich über dieses Erlebnis und dankbar für die Musik.

Sie ist eine Frau des Wortes und des bewegten Bildes. Denn Kino kanns Myriam so richtig antun. Immer mal auf Reisen, weiss die Grenchnerin aber auch bestens Bescheid, was in ihrer Hood geht. Immerhin ist sie bestens verwurzelt. Und wenn sie hier über einen Anlass bloggt, schafft sie es, den Leser oder die Leserin auf einen kleinen Exkurs in Träumerei mitzunehmen. Dies aber nicht, ohne ihn oder sie auch sanft wieder auf den Boden der kulturellen Realität zurückzuführen.