Der Verlag «da bux» hat sich für seine zweite Edition unter anderem dem Thema Migration gewidmet. Dafür hat Franco Supino die Erzählung «Hau ab, Bruderherz» verfasst. Man erfährt eine Welt, die man nicht kennt und die einem doch unliebsam vertraut ist.

Manchmal begegnet man einem Ereignis oder einer Situation, in der man sich fragt: Was wäre eigentlich, wenn alles anders wäre? Umgekehrt. In einem gespiegelten Paralleluniversum. Wenn die Verhältnisse umgekehrt wären. Dank Franco Supinos neuem Buch und dem Ostschweizer Verlag «da bux» kann man sich das nun in einem Thema vor Augen führen lassen, das die Schweiz immer wieder bewegt: Migration.

Das in kurze, sehr kurze Kapitel unterteilte Buch lässt einen Stück um Stück in eine fremde und irgendwie doch vertraute Welt eintauchen. Man merkt: Man kennt die Verhältnisse nicht, aber die Umgebung kommt einem bekannt vor. Die Kapitel wirken dabei wie ein Augenblick zwischen zwei Lidschlägen, wenn man den Kopf leicht in eine andere Blickrichtung dreht. Man lernt einen anderen Aspekt des Protagonisten kennen, seine Gedanken, die Leute um ihn herum und wie er zu ihnen steht.

Erzählt ist «Hau ab, Bruderherz» relativ schnell: Tobi lebt als Jugendlicher in der Schweiz, plant aber seine Flucht ins prosperierende Afrika. «Hä?», denken Sie nun? Ja, genau, das ist eben die verdrehte Perspektive. Die Schweiz wird in der Geschichte zu Eritrea oder einem anderen Land, aus welchem Bewohner, wenn sie es sich leisten können und allen Mut zusammennehmen, in eine bessere Zukunft flüchten. Man erfährt, das der junge Tobi in den Nationaldienst einrücken müsste, aus dem es kaum einen Ausweg gibt. Man erfährt, wie das Land unter der autoritären Fuchtel des Staatsoberhauptes Schaffer von Dü steht. Dass die Welschen den Umsturz anstreben. Dass eine kleine Oberschicht in Luxus lebt, während sich der grosse Rest in den Trümmern eines einst lebenswerten Landes durchschlägt und versucht, nicht zu fest aufzufallen. Dass schon viele geflüchtet sind und einige ihr Leben im erfolgreichen Profi-Fussball gemacht haben.

Eben: Erzählt ist diese Geschichte schnell. Erlebt nicht. Die Kürze, das Staccato, welches sich in der ganzen Struktur durch die 50 Seiten durchzieht, verfehlt seine Wirkung nicht. Kurze Kapitel. Kurze, einprägsame und beklemmende Sätze. Einfache, bestechende Sprache. Und jedes Staccato dringt tiefer ein, lässt diese Parallelwelt immer mehr zur eigenen werden. Bis zum letzten Abschnitt, in welchem Tobi… Aber lesen Sie doch selbst!

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zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.