Alleine schon die Konzertausschreibung reichte um die zmitz-Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken gluschtig zu machen: «Recycling Gloria ­̶ Vivaldis Werk neu inszeniert» und zwar in einer Fabrikhalle auf dem Attisholz-Areal. Für sie war klar: Hingehen!

Heute bin ich mit dem linken Bein aus dem Bett geklettert. Schlecht geträumt und die Aussicht auf arbeiten am Sonntag erhöhte die Laune nicht wirklich. Da ich mich aber grundsätzlich auf den Arbeitseinsatz gefreut hatte, machte ich mich auf den Weg Richtung Fabrikgelände Attisholz. Spätestens seit «Kettenreaktion» weiss ich: Stillgelegte Fabriken sind nicht tot ­̶ nein, sie sind sogar voller Leben.

Beim betreten des Areals werden Erinnerungen wach. Erinnerungen, an ein Kulturerlebnis voller Intensität. Und draussen vor der Halle stehen sie schon, die Protagonistinnen des Konzertes: Der Solothurner Mädchenchor. Zusammen mit Chorleiterin Lea Scherer singen sie sich ein. Sie strecken und recken sich, lockern Muskeln und dazu auch Stimmbänder.

Langsam trudeln die Konzertbesucher ein. Mehrheitlich Familienangehörige der Mädchen. Man merkt: Sie sind ähnlich aufgeregt wie der Chor. Lisa Wirth, die Mutter eines der Mädchen erzählt mir, dass sie schon die gestrige Vorstellung besucht hat ­̶ und sich das Ganze nochmals ansehen MUSS!

Und dann öffnet sich die Werkhalle Attisholz Nord. Es ist düster, aber nicht gruselig. Eher feierlich. Plötzlich wird es noch dunkler, die Türe öffnet sich und herein schreiten die Sängerinnen. Schwarze Hose, schwarzes Shirt mit dezenten Golddreiecken drauf und barfuss. Sie stellen sich auf, wie man es von einem Chor gewohnt ist: In Reihen.

Das für dieses Konzert engagierte «Capricornus Consort Basel» beginnt zu spielen. Und mit dem ersten Ton des Chors weiss ich: «Ja, diese Hallen machen aus Kultur Emotionen.» Gänsehaut pur. Ich kriege weiche Knie. Kein Witz! Was wir da während 45 Minuten zu hören und sehen kriegen, ist schwer in Worte zu fassen. Man muss es gesehen haben. Die Mädchen tanzen, sie wiegen sich, marschieren kreuz und quer durch den Raum. Sie brechen gesangs- und chortechnische Gesetze: Singen liegend, drehen sich mit dem Rücken zum Publikum, singen hinter dem Rücken des Publikums. Das «Gloria» füllt die Halle ­̶ und zwar auch die hinterste Ecke, jeden einzelnen Winkel.

45 Minuten später immer noch Gänsehaut. Und ein Blick ins Publikum zeigt, dass ich nicht die Einzige bin, die mit Tränen in den Augen die letzten Klänge in sich aufnimmt. Standing Ovation, Zugaben, nochmals Standing Ovation. Und während ich hier schreibe, trotz Hitze wieder Gänsehaut. Danke Mädchen, euer Auftritt hat mich zu tiefst berührt!

 

Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.