Erstmals fand die Mundartnacht Gägäwärt in der Kulturfabrik Kofmehl abgekoppelt von den Literaturtagen statt. Unser Blogger Ruedi Stuber war gespannt, ob der Anlass auch ohne den literarischen Rückenwind gleich viel Publikum anziehen würde. Früh schon stand fest: Kein Zuschauerschwund, – Gägäwärt ist beliebt!

Der Nimbus, den sich die Mundartnacht Gägäwärt im Kofmehl in den letzten Jahren erworben hat, schraubt die Erwartungen hoch. Hier gibt sich die Crème de la crème der Schweizer Mundartszene Stelldichein und seit Jahren erweist der Spasspartout von Radio SRF dem Anlass seine Reverenz. Das diesjährige Motto «Alte – Neue» verhiess ein Programm mit einem Mix von Arrivierten mit vielversprechenden Newcomern.

Am Schluss des Abends blieb bei mir der Eindruck, dass der Abend einerseits von der gebotenen Vielfalt, andererseits von der Qualität der Alten lebte. Erfreulich, wie viele Arrivierte aus der näheren Umgebung stammen. Oder hat mir da mein Lokalchauvinismus ein Bein gestellt?

Einer hätte die Halle wohl allein gefüllt: der Wahl-Oltner Pedro Lenz. Was ich an ihm schätze: Kaum ein Auftritt, an dem er nicht etwas Neues vorträgt. An der Mundartnacht kalauert er darüber, dass er «gschwing Gschwellti» machen wolle. Die dabei auftauchenden Tücken kommentiert er mit umwerfenden sprachlichen Skurrilitäten.

Kilian Zieglers quirlige Doppelbödigkeiten haben die Solothurner ins Herz geschlossen. Schon vor einer Woche bei seinem Auftritt an der Kulturnacht war der Kantonsratssaal berstend voll. Nach seinen Betrachtungen über den verborgenen Charme von Busfahrern überrascht Pianist Samuel Blatter mit souliger Stimme und rundet die Darbietung mit warmem Akzent ab.

Als «Deitiger» und Lokalmatador angekündigt, enttäuscht Dülü Dubach mit seinen Liebesliedern das Publikum erwartungsgemäss nicht. Dass er indes «Matador»sein soll, hat ihn nachdenklich gemacht.

Vor zwei Wochen ist Renato Kaiser als Moderator an der Künstlerbörse Thun auf der Bühne gestanden. Er hinterliess dabei einen gewandten und kompetenten Eindruck. Als Spoken Word-Artist berichtet er im Kofmehl über den Erklärungsnotstand, wenn er in einem Videoclip seine persönliche Begeisterung für ein Bankinstitut glaubhaft machen soll.

Nicht zum ersten Mal zu Gast bei Gägäwärt ist Remo Zumstein aus Burgdorf. Unspektakulär zieht er ein Notizbüchlein aus der Tasche und zitiert aus seinen Notizen: Wortkaskaden, Pirouetten und doppelbödige Loopings – hin- und mitreissend! Dann folgen präzis geschildert akribische Beobachtungen, die sich jedem Reisenden im öffentlichen Verkehr bieten. Das Publikum tobt.

Für die Künstler ist Gägäwärt eine einmalige Gelegenheit, sprachliche Finessen vor 350 begeistert mitgehenden Zuschauerinnen und Zuschauern vorzutragen. Mit dabei waren: Lisa Brunner, Johnny Burn, Marguerite Meyer, Pedro Lenz, Renato Kaiser, Remo Zumstein, LedermannWernli, Kilian Ziegler und Samuel Blatter, Laut & Stark und Dülü Dubach; Moderation Sibylle Aeberli

Am 17. Mai 2017 um 20.03 Uhr bringt Radio SRF1 im Spasspartout einen Zusammenschnitt des Abends.
Redaktion: Alexander Goetz.

Ruedi, der heimliche Spiritus rector von zmitz. Denn es gibt nichts, was der längstjährige Kulturtäter und Musiker nicht kennt. Haben die Jungspunde im Team eine Idee, Ruedi weiss, wer mehr Infos hätte oder wen man einbeziehen sollte. Und im Zweifelsfall sind die damals auch bei ihm zur Schule gegangen. Der bekennende Kleinkunstliebhaber ist ganz gross, wenn es um das hiesige Kulturschaffen geht.