Früher war alles besser. Auch seine früheren Stücke seien besser gewesen, sagt man. Sagt Gustav, dass man das über ihn sagt. Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken meint: «Stimmt!» Und doch nicht.

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Etwas mehr als 15 Jahre muss es her sein, da habe ich Gustav am Openair am Bielersee entdeckt. Sommerliches Wetter, im Rücken der Bielersee und vorne diese Fribourger Band, die uns innert Sekunden von 0 auf 200 gebracht hat: Tanzen, Dauergrinsen auf dem Gesicht, Freude pur! Zack, infiziert war ich, mit dem Gustav-Virus.
Erlebt habe ich ihn in verschiedensten Formationen, mit grosser Band, Solo, als Trio. Lesend, plaudernd, einmal sogar im Coop-Kochstudio – und natürlich vor allem singend. Gustav ist ein Entertainer, eine Rampensau, ein Charmeur – ein Fribourger.
Dann kam «Kampf der Chöre». Gustavs grosser Auftritt am TV. Innert kürzester Zeit wurde er vom Geheimtipp zur Massenware. Kurz nach seinem Sieg bei diesem Wettbewerb war die Halle im Kofmehl bei seinem Auftritt gut gefüllt. Vorne tanzten und sangen die «alten» Fans, hinten staunten die neuen.

Das war 2010. Vergangene Woche stand Gustav wieder im Kofmehl auf der Bühne. In der kleinen Raumbar. Das Ganze ist wieder kompakter, intimer geworden. Irgendwie scheint die Sache gereift zu sein. Auch Gustav. Er ist ruhiger geworden, ernster. Er spricht über «Bataclan», über Religion, seine Texte sind tiefgründiger geworden. Verschwunden ist der Revoluzzer, der früher nackt Hardcore-Sound zum Besten gab. Erzählt man sich. Hmmm… oder doch nicht ganz. Manchmal dringt er noch durch. Weniger wild, aber mit symbolisch erhobener Faust. Mich beeindruckt dieser Gustav, aber ich gebe es zu: Mir gefällt der alte Stil auch besser.

Und nach einer kurzen Pause, zurück auf der Raumbar-Bühne, packt er sie aus, die alten Songs. Diejenigen, die mich an den Bielersee erinnern, die mich bei einem Openair-Konzert am Montreux Jazz haben vergessen lassen, dass es us Chüble giesst: «Lundi matin», «Hau ab!» und dann der Song, der immer gut tut – immer und überall. Laut Gustav der Song, der nicht nur konsumiert wird, sondern der anscheinend auch andere Fans in andere Gefielde entführt: «Gegen Süden».
Gustav ist gereift – und das ist okay so. Aber ich freue mich auf den Sommer und die Festivals. Denn  dort wird mit grosser Wahrscheinlichkeit wieder Rampensau-Gustav auf der Bühne stehen. Er gefällt mir so nicht besser, aber es fühlt sich besser an.

Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.