zmitz stellt im Adventskalender 2016 kleine und weniger bekannte Museen im Kanton Solothurn vor. Heute: das HAARUNDKAMM in Mümliswil, wo vor 101 Jahren eine Explosion eine florierende Fabrik in die Krise stürzte. Historiker und Vorstandsmitglied Josef C. Haefely beantwortet die zmitz-Fragen.

 

Seit wann gibt es Ihr Museum?
Wir sind unter dem Namen «HAARUNDKAMM» seit 2007 am Standort der ehemaligen Kammfabrik Mümliswil unterwegs. Unser Ur-Kammmuseum geht auf 1991 zurück und wurde ein Jahr nach der Schliessung der Kammfabrik «Kroko AG» eröffnet.

Wie viele Leute arbeiten hier?
Wenn man zu den Haarschöpfen von Fachkommission, Vermittlungsteam, Vorstand des Trägervereins und weiteren guten Geistern auch noch unsere kreativen Coiffeusen im Salon «HAARUNDKAMM» dazurechnet, sind wohl mehr als 60 fleissige Hände tätig.

Was ist Ihr wertvollstes, liebstes, wichtigstes (ob finanziell, von der Bedeutung, betreffend Anschaffungsaufwand usw.) Objekt?
Es ist eine zerbeulte Blechbox, die 2014 bei Umbauarbeiten in den Fundamenten der alten Kammfabrik zufällig gefunden wurde. Sie enthielt die Gründungsdokumente der Fabrik aus dem Jahre 1870, dazu Zierkämme aus jener Zeit und prächtige Jugendstil-Kämme von 1915, als die Kammfabrik nach einer schrecklichen Explosionskatastrophe wieder aufgebaut wurde.

Wo haben Sie Ihre Objekte her? Kommen sie aus einer (Ihnen) übertragene Sammlung? Kaufen Sie sie auf der ganzen Welt zusammen? Sind es Schenkungen?
Der Kern unserer Sammlung stammt aus dem Bestand der früheren Kammfabrik und der Fabrikantenfamilien. Darunter sind kunstvoll verzierte Horn-, Schildpatt- und Zelluloidkämme, aber auch Werkzeuge und Maschinen, mit denen die kleinen Kunstwerke hergestellt wurden. Dazu gesellen sich Objekte rund um die Haarthematik, also auch Coiffeurartikel, alte abgeschnittene Zöpfe und jüngere Promi-Locken, z.B. von Fussballstar Ronaldinho.

Wieso sollte man demnächst mal Ihr Museum besuchen?
Weil Sie dort nicht nur Haariges sondern auch Seidenes antreffen. Derzeit zeigen wir die Sonderausstellung «Ausser Rand und Band – Seidenbänder aus Mümliswil». Diese stellt einen weiteren Bereich der industriellen Entwicklung vor und passt gut zur Dauerausstellung. Bunte Bänder wurden ja auch immer wieder als Schleifen in den Haaren getragen. Zudem können Gruppen in unserer Kammwerkstatt auf Voranmeldung hin ihre eigenen Haarrechen fabrizieren.

Wie finanzieren Sie sich?
Wie andere Museen auch über Ihren Besuch bei uns, durch Beiträge von Gemeinde und Kanton, Sponsoring von Projekten, Verkäufe in unserem Museumsshop und mit viel Herzblut bei der Freiwilligenarbeit, ohne die der Betrieb einer Kulturinstitution in dieser Form auf Dauer unmöglich wäre.

Wie viel Ressourcen wenden Sie für das Museum auf?
Das hat noch nie jemand auf Stunde und Franken zusammengerechnet und dürfte auch schwierig zu ermitteln sein. Unser Vorteil ist, dass wir auch bei professionellen Ansprüchen viel selber machen, was uns Kosten zu sparen hilft. Zudem finden wir auch bei Handwerkern und Geschäften im Dorf viel Bereitschaft, etwas für «ihr» Museum zu tun.

Was ist Ihre Motivation, ein Museum dieser Art zu betreiben? Was ist es, das Sie «packt»?
Jedes Mal wenn Besuchergruppen von weither angereist kommen und sich höchst überrascht und begeistert zeigen über das bei uns fernab der grossen Kulturzentren Gebotene, oder wenn in der Ausstellung Gäste ihre eigenen Geschichten wiederekennen und auch uns damit bereichern, ist dies für unser Team die schönste Anerkennung. Sie hilft uns, das Museum täglich neu zu erfinden und kreativ weiterzuentwickeln.


Adresse:
Kammpark 10, Mümliswil  
Website:
www.haarundkamm.ch
Öffnungszeiten: Mi/Do/Fr 14–18 Uhr, Sa/So 11–17 Uhr
Eintrittspreis: Erwachsene CHF 8, Kinder/Jugendliche bis 20 Jahre/IV CHF 4, Familienbillet CHF 20, Freier Eintritt mit Schweizer Museumspass und für Mitglieder VMS/ICOM

zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.