«Coffre ouvert» oder Kunst aus dem Kofferraum: ein spannender Kunstmarkt, welcher bereits zum sechsten Mal auf dem Grenchner Marktplatz stattfand. zmitz-Bloggerin Myriam Brotschi Aguiar war mittendrin. Oder zumindest so ähnlich.

Ich hatte mich auf einen längeren Besuch von «Coffre ouvert» gefreut, zählt er für mich doch zu einer dieser Grenchner Anlässe, denen ich freudig entgegenblicke. Eine witzige Idee. Ein Kleinod. Eine Trouvaille. Über 50 Künstlerinnen und Künstler, so las ich im Vorfeld, waren dieses Mal angemeldet. Das Prinzip ist einfach und wie der Name sagt: Die Künstler parkieren ihr Auto, öffnen den Kofferraum und stellen so ihre Kunstwerke aus. Kein grosses Tamtam, keine aufwendiges Hängen, Kunst dorthin gebracht, wo sie sonst nicht stattfindet, nämlich mitten unter uns, ganz nah am Volk. «Coffre Ouvert» wird von der Kunstgesellschaft Grenchen organisiert und findet jeweils Anfang Juli statt. Es ist ein Kunstmarkt für Künstlerinnen und Künstler, Kunstsammlerinnen und Kunstsammler sowie für alle, die ungezwungen Kunst durchstöbern wollen.

Und so sah ich mich schon am Morgen vor dem geistigen Auge durch die Autoreihen spazieren, freute mich darauf, die Künstler zu ihren Werken befragen zu können und darauf, den einen oder die andere wieder zu treffen. Ich wollte Neues begutachten, hier mit einem Kauf liebäugeln und mir dort meine ganz eigenen Fragen zu einem Exponat stellen. Ich freute mich auf die Atmosphäre, die mich an einen Ort irgendwo im Süden katapultiert, dort, wo die Menschen mit den Händen sprechen und Kunst zum Alltag gehört.

Doch es kam anders, ganz anders. Der frühe Nachmittag war angebrochen und so ziemlich genau, als ich auf dem Marktplatz ankam, ging der gefühlt fünfte Platzregen an diesem Tag über der Stadt nieder, der Wind zauste an den aufgestellten Sonnenschirmen und: Die meisten Aussteller waren bereits zum Aufbruch bereit oder stellten sich an, ihre Kunstwerke in Sicherheit zu bringen. Ich schaffte es gerade noch, einige Fotos zu machen, hier ein Wort zu wechseln und dort freudig mit einer alten Bekannten und ihrem Künstlermann ins Gespräch zu kommen. Und dann waren auch die beiden weg. Aber im nächsten Jahr wird es wieder einen «Coffre ouvert» geben. Für mich. Und im nächsten Jahr, so nehme ich mir fest vor, gehe ich gleich nach dem Frühstück hin.

 

 

Sie ist eine Frau des Wortes und des bewegten Bildes. Denn Kino kanns Myriam so richtig antun. Immer mal auf Reisen, weiss die Grenchnerin aber auch bestens Bescheid, was in ihrer Hood geht. Immerhin ist sie bestens verwurzelt. Und wenn sie hier über einen Anlass bloggt, schafft sie es, den Leser oder die Leserin auf einen kleinen Exkurs in Träumerei mitzunehmen. Dies aber nicht, ohne ihn oder sie auch sanft wieder auf den Boden der kulturellen Realität zurückzuführen.