Bei «Orientexpress» dachte zmitz-Bloggerin Mirjam Staudenmann an Agatha Christie – und ging trotzdem ins Nachtcafé des Stadttheaters Solothurn. Es war ein ganz bestimmter Grund, der sie anzog…

Mit «Showexzess im Orientexpress» lockte am Donnerstagabend das Nachtcafé im Stadttheater. Nein, das Theaterstück wurde nicht in den restaurierten Räumen des Stadttheater Solothurns gespielt, sondern in der Bar. Diese Idee gefiel mir ja schon mal….

…aber, Orientexpress? Das erinnerte mich an Agatha Christie. Was mich jedoch köderte war die Startzeit des Theaters: Das Nachtcafé nämlich beginnt um 22 Uhr. Wunderbar! Wieso, fragte ich mich, meinen Anlässe immer um 20 Uhr beginnen zu müssen? 22 Uhr ist eine kleine Offenbarung in der Stadt Solothurn: An einem lauen Sommerabend isst man etwas Kleines in der Stadt, um dann Richtung Stadttheater zu schlendern. Das fühlt sich so gar nicht mittelländisch an! Die erfrischende Startzeit und das nicht ganz unprovokative Versprechen auf der Website, dass dieses Stück des Nachtcafés glücklich machen würde, zwangen mich förmlich zu einem Besuch.

«Ich lad’ Sie ein. Das Beste gegen Trübsinn ist ein Glas Wein.» Zwei Frauen fahren im Orient-Express Richtung Paris. Die eine, Marie (Atina Tabé), tieftraurig und voller Trübsinn weil ihr Steffen sich wohl doch für seine Ehefrau und gegen die Affäre mit ihr entschieden hat und sie am Bahnhof versetzt hat. Die andere, Babette (Margit Maria Bauer), entschlossen und furchtlos, hat sich eben von ihrem untreuen Ehemann getrennt. Die Dialoge zwischen den beiden Frauen sind in Vers- oder Liedform. Bitterböse, urkomisch und vor allem: sinnlich.

Sinnlichkeit in Solothurn? Ja. Aber ich setze noch einen obendrauf: Sinnlichkeit, bei welcher man vergisst, dass man in Solothurn ist. Dieses Stück hat Grossstadt-Charakter mit Theaterkeller-Charme. Die beste Kombination also, die einem passieren kann. Agatha Christie? Ein bisschen ja. Weil sich Babette dann mit der Zeit als gehörnte Ehefrau von Steffen entpuppt und Marie loswerden will. Doch ist die Verpackung dieses Orient-Express-Krimis wohlriechend und heissblütig – Inspektor Poirot ist weit und breit nicht zu sehen.

Tatsache: Das Nachtcafé macht glücklich! Leider jedoch nur in loser Folge. Deshalb: Bleibt dran und geht hin, sobald wieder auf 22 Uhr eingeladen wird. Auf 22 Uhr! Ist das nicht wunderbar?

 

 

 

Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.