Wie stellt man ein Glas Rotwein ab, währenddem Adina Friis und Luumu ein Konzert spielen? zmitz-Bloggerin Mirjam Staudenmann hat diese Frage am Freitag, dem 13., im Kreuz Solothurn genauer untersucht.
Was macht eine Künstlerin aus? Vielleicht Unverwechselbarkeit. Seit meiner ersten Begegnung mit Adina Friis an der Kulturnacht im April 2015 (hier nachzulesen) habe ich das Gefühl, ich würde ihr Klavierspiel immer und überall heraushören. Sogar wenn Adina – wie beim Einstiegslied im Kreuz – förmlich in die Tasten haut, ist diese unverwechselbare Sanftheit erkennbar. Dieses irgendwie Nordische: Klar, klirrend und trotzdem sanft. Um dann beim nächsten Lied einer mystischen Ruhe zu verfallen, die es einem im Kreuz-Saal kaum erlaubt, das Rotweinglas auf den Bistro-Tisch abzustellen. Behutsam und im richtigen Moment erst findet das Glas seinen Platz auf dem Tisch.
Adina selber sitzt lächelnd am mit einer Lichterkette dekorierten Piano. Ich hingegen sitze im Raum und weiss nicht ob ich lächeln, weinen oder meiner Gänsehaut Beachtung schenken soll. Nebst der Unverkennbarkeit ihres Anschlags ist das der zweite Grund für meine Faszination für Adina: Ich bin mir beim Hören ihrer Musik nie sicher wie ich mich fühlen soll.
Beim Lied «Ghost of Time» zeigt sich mir Adina in einer weiteren Facette: Mit der einen Hand spielt sie ausschliesslich einen einzigen Ton, mit der anderen den ganzen Rest, der diesen Saal zu füllen vermag. Neben ihr spielt die für mich perfekte Ergänzung: Der Kontrabass (Simon Iten) und das Schlagzeug (Andreas Schelker). Sie geben Adinas Spiel zum einen den nötigen Raum und unterstützen gleichzeitig mit ihrer Eigenständigkeit. Nur getragen durch eine Videoanimation von Joana Locher füllen Luumu diesen Raum. Mit Stärke, mit Intensität und mit Verletzlichkeit. Alles gleichzeitig. Das ist, was am Ende bleibt und was Luumu unergründlich, unfassbar macht und was mir eine bisher unbekannte Gefühlswelt eröffnet. Auch nach dem fast eineinhalbstündigen Konzert weiss ich nicht, wie ich mich fühlen soll. Aufgetankt, aufgewühlt, aufgekratzt?
Sicher ist: Luumu verzaubern. Hört ihre CD (hier gehts zur CD-Kritik) aber hört sie mehr als einmal. Besucht eines ihrer Konzerte (Daten auf www.luumu.ch) und stellt dabei das Rotweinglas ganz behutsam auf den Bistro-Tisch.
Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.