Seit Mitte März trägt Solothurn schwarz. Der Debütroman Christof Gassers «Solothurn trägt Schwarz» beschert dem Jurasüdfuss organisierte Kriminalität, den Lesenden Spass und Spannung zugleich – und zmitz-Blogger Tim Felchlin manch spannenden Gedanken.

Christof Gasser trinkt seinen Kaffee gerne im Städtchen. Er schlendert mit Genuss über den Samstagsmäret, kennt die Region rund um das Aareeufer und ist mit so manchem Stadtoriginal vertraut. Bei der Lektüre von «Solothurn trägt Schwarz» nehmen wir Gassers Perspektive ein, die Perspektive eines Einheimischen. Allein dieser Umstand macht die Lektüre für jeden Solothurner zum Leckerbissen. Man schmunzelt, wenn man hin und wieder bekannte Gesichter in Gassers Charakteren wiedererkennt. Etwas mulmig wird einem als Leser zumute, wenn eine Leiche auf der eigenen Joggingroute entdeckt wird.

Aber auch «auswärtige» Krimifans dürften an diesem Roman Gefallen finden. Er ist unterhaltsam, temporeich und gut recherchiert. Leider fehlt es einigen der zahlreichen Verstrickungen an einer gewissen Plausibilität, auch wenn dies dem Lesefluss keinen Abbruch tut. Was ebenso auffällt, ist die Vielzahl an attraktiven Frauen in diesem Roman. Trotz männlichem Hauptkommissar sind es auch die Frauen, welche die Geschichte vorantreiben und mit ihnen hüllt sich der Krimi mitunter in ein erotisches Gewand. In den ersten Seiten wären einige solcher erotischen Momente entbehrlich gewesen. Ein Eindruck der glücklicherweise nur zu Beginn stört, obschon die Flirts und Leidenschaften im Verlauf der Geschichte nicht abnehmen.

Vor allem aber, und das soll nicht ungesagt bleiben, reisst Christof Gasser mit dem illegalen Organhandel und dem Bosnienkrieg in seinem Krimi Themen auf, die auch noch nach der letzten Seite die Gedanken anregen. Gedanken, die man am liebsten mit dem Autoren selbst teilen und diskutieren möchte. Vielleicht ja bei einem Kaffee in den Gassen Solothurns.

Christof Gasser: Solothurn trägt Schwarz. Erschienen im emons Verlag. 352 Seiten; ISBN 978-3-95451-783-1