zmitz-Bloggerin Mirjam Staudenmann versuchte sich im Museum Blumenstein im «Troggen», einem Kartenspiel, das quasi aus Trümpfen besteht. Ob sie dabei aufgetrumpft hat?

Ein Besuch im Museum Blumenstein ist per se ein Erlebnis. Ich glaube nicht an Geister, aber als ich wieder einmal in diesem altehrwürdigen Haus stand, schien es mir doch, als würden sie da im Treppenhaus schweben. In diesem fand ich jedoch vor allem die Geschichte des «Tarock»: Die Spielkarten sind auf Panelen aufgezogen und dazugehörige Infokarten geben Aufschluss zu deren Bedeutung und zur Geschichte des «Tarock»… und die ist spannend: Bis ins 15. Jahrhundert zurück reichen ihre Wurzeln, die Urform des Kartenspiels wurde in der Frührenaissance in Italien gespielt. Während seiner Blütezeit von etwa 1730 bis 1830 wurde dem «Tarock» in grossen Teilen Europas, vor allem in Frankreich, gefrönt. In der Schweiz, in Italien, in Deutschland und in Dänemark sind regionale Varianten erhalten geblieben.

Und damit sind wir in der Schweiz: Zum einen interessant ist, dass der Solothurner Franz Joseph Heri im Jahr 1718 als Kartenmacher gearbeitet hat und ein sehr schönes Spiel gemalt hat. Auch Solothurner Druckereien kamen zum Handkuss – eigentlich erstaunlich, dass trotz dieses «Marktes» das Spiel in Solothurn praktisch verschwunden ist. Bekannt ist höchstens noch das «Tarot», das sich aus dem Spiel weiterentwickelt hat.

Die Spielkarten erinnern denn auch am ehesten an Tarotkarten: Die 22 Trümpfe, vom Narren über die Sonne bis zum Tod, sind allesamt Symbole, die im «Tarot» gelegt werden und die Zukunft voraussagen sollen. Im Tarockspiel haben sie jedoch einzig die Bedeutung eines Trumpfs. Im Wallis – genauer in einigen Dörfern wie zum Beispiel in Visperterminen – scheint man Tarock-technisch noch einen Trumpf im Ärmel zu haben. Denn dort wird das Spiel unter dem Namen «Troggu» noch gespielt. Renata Studer erzählte uns dann auch, dass sie «Troggu» auf der Alp mit ihrem Grossvater gelernt hat. Später schien es völlig auszusterben, abgesehen von einigen wenigen Familien wurde «Troggu» nicht mehr gespielt. Bis sie mit einigen Kolleginnen im Kulturpark Visperterminen das Spiel wieder lehrte – Gäste und auch Einheimischen. Heute gibt es einige Gruppen, die regelmässig «Troggu» spielen und die am letzten Samstag den gut 20 Solothurner/innen das Spiel erklärten. Es tönt komplizierter als es ist – wer jassen kann, ist im Vorteil, ausser das mit den 22 Trümpfen, das ist etwas gewöhnungsbedürftig.

Die Geister standen nicht auf meiner Seite – man spielt um Geld (psst!) und ich habe verloren. Aber dank Heida und Bündner- äääääh…exgüse Walliser Trockenfleisch war die Schmäh schnell vergessen.

Es gibt weitere Anlässe, Spielnachmittage und –abende: http://www.museumblumenstein.ch/

Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.