«Es gibt viele Gründe, die Solothurner Filmtage zu besuchen. Und es gibt auch den einen oder anderen, sie nicht (mehr) zu beachten. Die «zmitz»-Redaktion verrät, wie sie den Filmanlass in der Ambassadorenstadt findet und was sie macht.
Nora Althaus: Es geht auch um die Tage
An die Filmtage kommen viele wegen den wunderbaren Filmen. An die Filmtage kommen aber auch viele wegen den wunderbaren Tage. Das ist die Kombination, welche die Filmtage so einzigartig macht. Es geht nicht alleine nur um den Film, es geht um die Menschen, um das Zusammensein, um die Stimmung. Und es ist fast so als würde etwas in dieser Stadt zum Leben erweckt, das sonst tief schlummert.
Dominique Niklaus: Diesmal aber wirklich!
Ich war noch nie an den Solothurner Filmtagen. Und jedes Jahr nehme ich mir ganz fest vor hinzugehen. Nur leider bin ich dann irgendwie verhindert. Dieses oder jenes ist wichtiger, oder an so kalten Tagen wie diesen lümmelt der innere Schweinehund lieber in der warmen Stube auf dem Sofa rum. Doch dieses Jahr gibt es kein Wenn und Aber, schliesslich ist erneut mein Schweizer Lieblingsregisseur Mano Khalil am Start mit seinem Film «Die Schwalbe». Der Schweinehund muss sich nun warm anziehen um das Vöglein fliegen zu sehen.
Tim Felchlin: Das Plädoyer für Ahnungslosigkeit
Die Filmtage bedürfen einer organisatorischen Meisterleistung, wie ich es als frewilliger Helfer in der Reithalle selbst miterlebe. Nicht nur seitens der Veranstalter – das steht ausser Frage-, sondern auch von den Besuchern. Jedes Jahr aufs Neue sitzt man vor dem aufgeschlagenen Programmheft und versucht die filmischen Leckerbissen des Festivals herauszusuchen. Die Imbisspausen, am besten in Samis Pittaria, dürfen dabei nicht vergessen gehen und auch an die Platzreservationen an den Abendvorführungen ist zu denken.
Die schwierigste aller Fragen ist und bleibt aber: «Was gehe ich schauen?» Bei diesem Entscheid helfen die knappen Filmbeschreibungen nur am Rande. Orientieren kann man sich natürlich an bekannten Filmschaffenden oder sympathischen Schauspielenden.
Ich aber plädiere für die Ahnungslosigkeit. Geht Filme schauen, die nicht im Rampenlicht der Filmtage stehen und von keiner Nomination oder Kritik gepusht werden. Diejenigen Filme, welche nicht die Tischgespräche im Kreuz dominieren. Filme, die in den Kinos laufen, wenn die allermeisten Besucher in den Schlangen vor der Reithalle stehen, um eine Platzreservation für den «Prix de Soleure»-Favoriten zu ergattern.
Schon oft habe ich noch lange nach den Filmtagen von Filmen geschwärmt, von denen ich zuvor nicht einmal wusste, wie ich sie aussprechen muss. Andererseits wurde mir bei dieser Taktik des Filmeschauens auch schon Bockmist von der miesesten Sorte vorgeführt. Auch das ist eine wunderbare Erfahrung. Wir sind es uns gewohnt, unser kulturelles Programm danach auszusuchen was uns gefällt. Dabei ist es zwischendurch doch auch mal erfrischend, sagen zu können: «Das war der grösste Blödsinn, der mir je untergekommen ist.» Eine solche Aussage führt mit Sicherheit zu einem Filmgespräch, das ein ganzes Pitta mit Falafeln lang dauert.
Lucilia Mendes von Däniken: Wenig Lust auf Experimente
Ich mag die Filmtage – in erster Linie als passive Nutzerin. Ich gehe meist nur einen, maximum zwei Blöcke schauen. Und dies oft spontan. Dabei bin ich wenig experimentierfreudig und halte mich an Filme, von denen man öfters liest, bei denen mich die Schauspieler oder die Regisseure gluschtig machen. Bei «Experimenten» habe ich zu oft danebengegriffen. Ich vergesse nie den Film über den österreichischen Maler, den ich als Teenie mit der Klasse anschauen musste. So was absurdes! Oder an «Clandestins» – einen durchaus spannenden Film, der aber die Grenze des Auszuhaltenden definitiv überschritten hat. In der Pause leerten sich die Ränge – ich blieb, war aber am Schluss komplett erschlagen.
Trotz schlechter Erfahrungen mag ich die Filmtage – und zwar vor allem ausserhalb der Kinosäle. Ich geniesse es in der Jugi die Leckereien von Srignags zu geniessen und dazu etwas Bollywood-Flair abzukriegen. Die vielen Leute in der Stadt, die mit dem dicken Buch unter dem Arm von Saal zu Saal eilen. Das Gewusel in den Restaurants: Sich auf ein Glas Wein in den Kreuz-Saal setzen, den Gesprächen zuhören und da und dort ein Promi-Gesicht entdecken – das ist Unterhaltung pur.
Peter Gubler: Eine Woche Lieblingsplatz und Erfahrungen teilen
Ich gehe an die Filmtage, weil das Städtchen dann lebt und pulsiert. Dafür nehme ich beim Kaffee gerne in Kauf, meinen Lieblingsplatz an meiner Lieblingsbar mit ein paar anderen zu teilen. Ich habe ihn ja dann wieder 51 Wochen für mich alleine. Wenn die Intellektuellenfasnacht wieder vorbei ist. Mein gar nicht mal sooo geheimer Geheimtipp – im Kreuz-Säli ist es gemütlich, wird schnell serviert, gut gegessen. Und man darf mit fremden Menschen ein Gespräch beginnen, ohne dass man gleich verhaftet wird. Das geht ganz leicht, wenn man den gleichen Film gesehen hat.
Fabian Gressly: Die Filmtage, das Muss – oder: Windows 11
Die Filmtage gehören für mich seit jeher zum Leben. Ich habe sie buchstäblich mit der Muttermilch aufgesogen, denn meine Mutter hat lange für die Filmtage gearbeitet. Es ist für mich schlicht nicht vorstellbar, dass es Solothurn ohne die Filmtage gibt. In den 90ern hab ich mal fast 40 Stunden Filme geschaut, letztes Jahr hats grad mal für einen Film gereicht…
Auch wenn mich der Erfolg freut, so ärgert er mich auch: Man kann nicht mehr einfach so mit dem Wochenpass irgendwo rein stolpern. Film-Aficionados von nah und fern und vor allem von östlich der Reuss haben die Stadt in Beschlag genommen.
Trotzdem: Der Mix aus Bekanntem und Überraschendem machts jedes Jahr aus. Wobei ich ja schon in den allgemeinen Tenor einstimme und finde, die Dokumentarfilme aus hiesiger Feder seien um Längen besser als die Spielfilme. Die Werkschau ist das Fenster in eine Schweiz, die ich sonst nicht kenne.
Mirjam Staudenmann: Ich gehe an die Filmtage weil…
…weil ich wieder im Landhaus oder in der Reithalle stehen und mich ab all‘ den schrägen Vögeln erfreuen werde. Oder wie Ben es sagt: «L’Art et partout.» Nur, wo sind diese Leute unter dem Jahr?
zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.