Mit einer Filmandacht schafft Pfarrer Samuel Stucki in Riedholz, wovon viele träumen: er bringt Generationen zusammen für einen genussreichen Anlass mit philosophischem Hintergrund.
Heiteres Geplauder und Menschen aller Altersstufen, ganze Familien, rund 60 Personen sind gekommen. Gemeindeversammlungen müssen meist mit weniger Teilnehmern vorlieb nehmen. Niemand hält sich daran auf, dass man noch Stühle holen muss: Es ist eng im Pfarrsaal Riedholz. Filmandachten dauern – das wissen alle – von 18.18 bis 19.19 Uhr. Heute bleiben die meisten allerdings ausnahmsweise freiwillig bis um 21 Uhr.
Die Filmandachten von Pfarrer Samuel Stucki laufen anders ab als gewöhnliche Gottesdienste. Sie bringen nicht nur viele Leute in den Pfarrsaal Riedholz: Sie bringen sie auch ins Gespräch miteinander. Und es sind aktuelle Filme, die thematisiert werden.
Heute: Merida. Mehrere Kinder kennen den Animationsfilm bereits. Kinder haben die Möglichkeit, sich den Film in einem anderen Raum in voller Länge anzuschauen oder im Pfarrsaal mit ihren Eltern zusammen nur vier Ausschnitte, die von Samuel Stucki kurz kommentiert werden. Der Pfarrer fokussiert auf philosophische Aspekte und kommentiert sie kurz. Und ich schaue mir die Ausschnitte dann manchmal mit ganz anderen Augen an.
Samuel Stucki, Filmfreak, wird von einem ganzen Team assistiert. Dazu gehören seine Familie, weitere Jugendliche und Andreas Witzig, der sich mehr ums Technische kümmert. Musikalische Beiträge wechseln mit kurzen Gesprächen, Filmausschnitten, Kommentaren zum Film, Besinnung.
Heute geht es um unseren Umgang mit Schicksal und Freiheit: Wie weit habe ich’s in der Hand dem «Schicksal» ein Schnippchen zu schlagen? Konkret stellt sich die Frage im Film in einer Mutter-Tochter-Beziehung. Die Leute im Saal schreiben sich rasch ein paar Einfälle zum Thema auf, von denen anschliessend einige unkommentiert vorgelesen werden. Weil ein Pfeilbogen im Film eine wichtige Rolle spielt, führt Andreas Witzig einen High-Tech-Pfeilbogen vor – für ihn nicht Waffe, sondern ein Sportgerät.
Das Attraktive an den Filmandachten sind die Vielfalt der einzelnen Beiträge, der enge Bezug der Themen zum Alltagsleben und dass das generationenübergreifend geschieht. Es werden Zwischenfragen gestellt, keine «frommen Leute» stören sich, wenn ein kleines Kind seinen Kommentar beisteuert. Und niemand sitzt während dieser Stunde nur stumm und andächtig auf dem Stuhl. Ökumene ist hier ohnehin seit Jahren Selbstverständlichkeit. Die Anwesenden scheinen diese Art Gottesdienst zu schätzen.
Gegen 19.20 Uhr steht der Pizzaiolo, der sich heute Mario nennt, unter der Tür und gibt Instruktionen, wie sich jeder seine Pizza selber belegen kann. Der Holzofen hinterm Pfarrhaus ist eingeheizt und alle Zutaten liegen bereit. Kräftige Männer holen Tische im oberen Stock und eine halbe Stunde später sitzt die grosse Gesellschaft fröhlich bei Speis und Trank in Gespräche vertieft: Ein Abendmahl der besonderen Art. Nicht von Leonardo zwar. Dafür von Mario.
Man hört immer wieder Klagen, was die Kirche alles falsch mache. In Riedholz läufts anders: Samuel Stucki, seinen Helfern und Gott sei Dank!
Sa. 05.03.2016: |
Filmandacht: «Leben in Freiheit» |
Sa. 02.04.2016: |
Filmandacht |
Ruedi, der heimliche Spiritus rector von zmitz. Denn es gibt nichts, was der längstjährige Kulturtäter und Musiker nicht kennt. Haben die Jungspunde im Team eine Idee, Ruedi weiss, wer mehr Infos hätte oder wen man einbeziehen sollte. Und im Zweifelsfall sind die damals auch bei ihm zur Schule gegangen. Der bekennende Kleinkunstliebhaber ist ganz gross, wenn es um das hiesige Kulturschaffen geht.