Loredana Mezzodi, die frühere Schriften- und Reklamengestalterin aus Biberist, ist vor elf Jahren nach Brasilien ausgewandert. Sie liebt die Spontanität der Brasilianer und vermisst die Zuverlässigkeit der Schweizer.

 

Wieso und wann bist Du nach Brasilien gegangen?
Im Mai 2004 reiste ich das erste mal zum Wellenreiten und Brasilianisch/Portugiesisch lernen in den Nordosten von Brasilien. Danach pendelte ich die nächsten vier Jahre hin und her zwischen der Schweiz und Brasilien, bis ich dann im 2008 fest in Alagoas/Praia do Françês Fuss fasste und anfing Yoga zu unterrichten. Von Anfang an fühlte ich mich wohl und zu Hause in einer etwas anderen Kultur und einem kontrastreichen Alltag zwischen Stadt und kilometerlangen, weissen, paradiesischen Palmenstränden. Aktuell lebe ich heute mit meiner Familie (Mann, Sohn 5 Jahre, Tochter 1,5 Jahre) im Süden von Brasilien Florianopolis SC .

Und wie lebt es sich dort so im Vergleich zur guten, alten Heimat?
Nach 11 Jahren Brasilien bin ich eingelebt, versuche jedoch keinen Vergleich zu machen da das Leben und der Rythmus einfach anders sind. Mir gefällt die Spontanität der Menschen, das Leben jeden Tag aufs Neue zu erfinden und flexibel zu bleiben.

Wie unterscheidet sich das Kulturleben zwischen Florianopolis und der Schweiz?
In Brasilien lernt man intensiv die Gegenwart zu leben, in der Schweiz plant man die ganze Zukunft.
Das Leben in Brasilien spielt sich hauptsächlich im Freien ab, z.B. im Juli feiert man «festa junina». Das brasilianische Johannisfest zur Jahresmitte ist in Brasilien inzwischen ähnlich populär wie der Karneval. Im brasilianischen «Winter» wird dann gerösteter Mais gegessen, Likör getrunken und Nächte lang Forró getanzt. Forró ist ein sinnlicher Paartanz zur Musik von Trommel, Triangel und Akkordeon.
Die Brasilianer lieben es, aus jedem Feiertag ein Fest zu machen 🙂

Was vermissen Du in Brasilien, was Du in Deiner Heimat hattest/hättest?
Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit & die saubere Bergluft

Es gibt ja Dinge aus der Schweiz, die man (ein bisschen) vermisst. Was ist das bei Dir? Was nimmst Du jeweils mit, nachdem Du mal wieder in der Schweiz warst?
Ganz klar die leckere Schoggi 🙂

Und was bringst Du jeweils Schweizer Freunden und Bekannten aus Brasilien mit?
Havaianos

Wo trifft man Dich regelmässig an? Wo verbringst Du Deine Freizeit? Wo trifft man Dich bestimmt nie an?
Am Strand in der Natur – vor der Grossstadt flüchte ich.

Aus welchem Grund würdest Du wieder in die Schweiz zurückkehren?
Ein Grund wäre sicher näher bei meiner Familie zu sein und meinen Kindern auch etwas von der Schweizer Kultur mitzugeben – und ganz klar das praktische öffentliche Schulsystem

Welches Solothurner Kulturlokal oder -ereignis fehlt Dir bzw. würdest Du nach Brasilien zügeln?
Sami Pittaria – Halumi und Falafel sind nach wie vor ein Festmahl für mich.

Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.