Silvia Werder wohnt bereits seit längerer Zeit in Paris und kennt das dortige Kulturleben sehr gut – und weiss es zu schätzen. Und doch gibt es einiges, was ihr dort fehlt.
Wieso und wann sind Sie ins Ausland/nach Paris gegangen?
Im Alter von 20 Jahren reiste ich das erste Mal nach Paris um mein Französisch zu verbessern. Schon damals war ich fasziniert von all dem was diese Stadt zu bieten hat. Ich erhielt meinen ersten Arbeitsauftrag als Bühnenbildnerin. Anschliessend arbeitete ich regelmässig in Paris bevor ich meinen Wohnsitz geändert habe.
Und wie lebt es sich dort so im Vergleich zur guten, alten Heimat?
Das Leben in Paris ist aufregend, hektisch, vielfältig und voller Überraschungen. Ich lebe mitten in der Stadt, das Leben in Solothurn ist selbstverständlich viel ruhiger und man ist weniger anonym.
Wie unterscheidet sich das Kulturleben zwischen Paris und der Schweiz?
Mit seinem historischen Erbe und dem internationalen Einfluss, welcher die kulturelle Entwicklung vorantreibt, ist Paris eine grosse Bereicherung und eine attraktive Metropole.
Das Schweizer Kulturleben finde ich auch sehr interessant und innovativ, möchte es aber nicht zum Vergleich heranziehen, da die verschiedenen Faktoren sehr vielfältig und komplex sind. Ich erlebe aber die Schweiz und Paris als ideale kulturpolitische Partner.
Ist es bei Ihnen «leichter» (Auftrittsmöglichkeiten, Sponsoren/Geldgeber, Netzwerk, Reaktion/Grösse/Art des Publikums usw.)?
Dank dem unermesslichen Kulturangebot ist für freie Kulturschaffende das Leben in Paris dynamisch und kreativ. Ich denke aber nicht, dass es «leichter» ist. Es gibt auch in der Schweiz eine sehr spannende, gut subventionierte kulturelle Vielfalt.
Was vermissen Sie hier, was Sie in ihrer Heimat hatten/hätten?
Am meisten vermisse ich meine Familie, meine Freunde, mit meinem Lieblingspferd durch die Wälder zu galoppieren, die gute Luftqualität, schwimmen im Freien, die Berge…
Es gibt ja Dinge aus der Schweiz, die man (ein bisschen) vermisst. Was ist das bei Ihnen? Was nehmen Sie jeweils mit, nachdem Sie mal wieder hier waren?
Hausgemachter Sirup und Konfitüre von meinen Eltern
Und was bringen Sie jeweils ihren Freunden und Bekannten in Paris mit?
Seit Lindt & Sprüngli eine Boutique in Paris eröffnet hat, ist meine Koffer schon viel leichter. Meine Freunde wünschen sich z.B. Ragusas, Luzerner Birnbrot, Fasnachtschüechli…
Wo trifft man Sie regelmässig an?
An Arbeitstagen in Schlössern. Oft arbeite ich für «Château de Versailles Spectacle» im «Château de la petite Malmaison», in Theatern und Dekorationsateliers.
Wo verbringen Sie Ihre Freizeit?
Unter anderem in Kinos, Museen, im Reiterhof TCF, oft bin ich mit Ornithologen unterwegs um Vögel zu beobachten.
Wo trifft man Sie bestimmt nie an?
In einer Metzgerei
Aus welchem Grund würden Sie wieder in die Schweiz zurückkehren?
Es ist durchaus vorstellbar, dass ich wieder in die Schweiz zurückkehre. Paris ist ja nicht weit weg.
Welches Solothurner Kulturlokal oder -ereignis fehlt Ihnen bzw. würden Sie nach Paris zügeln?
Mich faszinieren die Kunstspaziergänge im Freien, Ausstellungen in Wäldern, auf stillgelegten Bahnlinien, die Verbindung von Kunst und Natur, gerade weil das in dieser Form in Paris nicht möglich ist.
Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.