Der aus Solothurn stammende Musiker und Kunstschaffende Christoph Hess (47) ist derzeit im sechsmonatigen Atelierstipendium des Kantons Solothurn in Paris. Wie die Stadt kulturelle auf ihn wirkt und wie es sich nach den Anschlägen vor einem Monat lebt, erzählt er im Interview.
Was ist der Reiz an einem Atelieraufenthalt im Ausland?
Im Ausland darf/muss ich mich von meinem üblichen Alltag trennen und mir einen neuen strukturieren. Es ermöglicht neben Neuem zu entdecken auch bestehende Strukturen zu überdenken.
Spielt es eine Rolle, in welcher Stadt man ist?
Grundsätzlich nicht – jede Stadt hat aber schon seine Eigenheiten, die sich von neuem zu entdecken und verstehen lohnen. Daneben kommen auch persönliche Vorlieben zum Tragen.
Und wie lebt es sich so in Paris im Vergleich zur guten, alten Heimat?
Die gute, alte Heimat ist nicht immer nur gut. So gibt es auch hier allerlei Gutes und Schlechtes. Ein Vergleich ist kaum möglich, da eine Stadt wie Paris anderen Parametern folgt als Solothurn. Es lebt sich so gut wie in Solothurn, nur anders. Nur so wie ich in Solothurn hineingewachsen bin, kann ich nirgends mehr hineinwachsen.
Wie unterscheidet sich das Kulturleben zwischen Paris und der Schweiz? Ist es in Paris «leichter» (Auftrittsmöglichkeiten, Sponsoren/Geldgeber, Netzwerk, Offenheit/Grösse/Art des Publikums usw.)?
Die Frage ist schwierig zu beantworten, insbesondere da die Begriffe in Klammern sehr unterschiedliche Antworten benötigen. Hier ein Versuch in Stichworten:
– Da Solothurn übersichtlich ist, wäre es unter Freunden und Bekannten leichter Auftrittsmöglichkeiten zu finden, es gibt aber viel weniger als in Paris.
– In Paris findet man auch ein Publikum für Projekte, wo es in Solothurn keines gibt. Ob man es aber in Paris auch findet, ist eine andere Sache.
– In Solothurn/Schweiz ist es einfacher an Unterstützung zu kommen, da es einfach auch mehr hat. Dafür scheint mir die Tendenz sich gegenseitig auszuhelfen und zu unterstützen in Paris selbstverständlicher zu sein.
Wie ist die Stimmung nach den Anschlägen vor einem Monat? Wie hast Du jenen Freitag und die Zeit danach erlebt?
Am nächsten Tag war eine grosse Betroffenheit in Form einer bedrückenden Stille allgegenwärtig, dazu kam starke Präsenz von bewaffneten Sicherheitskräften. Die Sicherheitskontrollen sind heute noch überall, das Leben hat aber wieder zu seiner «Normalität» zurückgefunden – allerdings mit einem leisen Unterton.
Werden die Anschläge in der Erinnerung jetzt untrennbar mit diesem Atelierstipendium verbunden sein?
Nein, dazu ist Paris zu gross.
Wie verändert sich da der Blick, die Wahrnehmung auf die Frage der Bewegungsfreiheit, auf die ja doch relativ sichere Schweiz?
Ich denke man soll das Spiel dieser feigen Extremisten nicht mitspielen. Eine totale Sicherheit gibt es eh nicht, so soll auch die (Bewegungs-)Freiheit unserer Gesellschaft nicht eingeschränkt werden. Auch gerade in der relativ sicher Schweiz, wo die Rechte schon genügend Angst schürt, wo kein Grund dazu besteht.
Ist es dir im Moment – oder war es zu dieser Zeit – unwohl in Paris? Wo trifft man dich regelmässig an? Wo verbringst Du deine Freizeit? Wo trifft man dich bestimmt nie an?
Ich fühle mich wohl und bin immer viel unterwegs, nie trifft man mich einzig an den einschlägigen Touristenfallen.
Welches Solothurner Kulturlokal oder -ereignis fehlt in Paris?
Keines, denn ein Solothurner Kulturlokal muss in Solothurn sein. Zudem ist nicht das Lokal das Wichtige, sondern die Leute, die es betreiben…
zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.