Seit 2001 lebt der Oltner Schauspieler Joris Gratwohl in Deutschland. Bekannt aus der «Lindenstrasse», ist der 42-Jährige aber auch bald im «Bestatter» zu sehen. Klar war für ihn aber schon immer, dass er nach der Ausbildung nach Deutschland wollte.

Wieso und wann sind Sie nach Deutschland gegangen?
Das war 2001. Ich war davor mit dem Stück «Frühlingserwachen» auf Theatertournee in Deutschland. Da war ich zum ersten Mal in Köln. Die Stadt und die Menschen waren mir auf Anhieb sympathisch. Und da ich nach meiner Schauspielausbildung in Zürich sowieso nach Deutschland ziehen wollte, weil man hier mehr Möglichkeiten hat in meinem Beruf, hab ich den Schritt dann auch gemacht.

Und wie lebt es sich dort so im Vergleich zur guten, alten Heimat?
Ich lebe sehr gerne in Köln. Die «rheinische Frohnatur» kommt mir sehr entgegen, die Leute sind offen und grossherzig, naja, meistens zumindest. 🙂 Nach mehr als 10 Jahren fühl ich mich hier durchaus auch zuhause.

Was vermissen Sie hier, was Sie in ihrer Heimat hatten/hätten?
Sauberes «Hahnenwasser», hier ist es sehr kalkig.

Wie unterscheidet sich das Kulturleben zwischen Deutschland bzw. Köln und der Schweiz? Ist es bei Ihnen «leichter»?
Die «Konkurrenz» ist natürlich hier riesig. Fast jeder Zweite hat irgendein kreatives «Projekt» am Laufen, welches sie oder er versucht zu pushen. Grad im Theater muss man da einen langen Atem haben und natürlich oft auch finanziell in Vorleistung gehen. Grad im off-Theaterbereich und wenn man eigene Sachen schreibt und produziert. Ich hab mit einem Kollegen das Theaterstück «Die Glorreichen Zwei» geschrieben und wir spielen es seit vier Jahren, mittlerweile im dritten Theater in Köln. Die Feedbacks und Kritiken sind hervorragend, trotzdem müssen wir immer noch gucken, dass wir genügend Leute im Saal haben. Wie gesagt, wir sind nicht die einzigen und reich wird man davon natürlich auch nicht. 🙂 Aber es ist toll und es macht Spass, den man vor der Kamera nicht immer in der Intensität hat.

Was vermissen Sie hier, was Sie in ihrer Heimat hatten/hätten?
Pünktliche Züge. Autofahrer die nicht drängeln.

Es gibt ja gewisse Produkte aus der Schweiz, die man im Ausland (ein bisschen) vermisst. Was ist das bei Ihnen? Was nehmen Sie jeweils mit, nachdem Sie mal wieder hier waren?
Die Schoggi vermisse natürlich schon sowie gute Chrömli. Beides packe ich jeweils in grossen Mengen in meinen Koffer, wenn ich in der Schweiz war. Die Milchprodukte sind meiner Meinung nach auch besser als in Deutschland. Ach ja, vom guten Burebrot ganz zu schweigen… und Fasnachtschüechli, die nannten wir immer Chnoiplätz.

Und was bringen Sie jeweils Freunden und Bekannten mit?
Mit einer Tafel Schoggi sind die meisten zufriedenzustellen. Bisschen Klischee darf ja auch sein.

Wo trifft man Sie regelmässig an? Wo verbringen Sie Ihre Freizeit? Wo trifft man Sie bestimmt nie an?
Man trifft mich oft in einem der Kölner Südstadtcafes. Meine Freizeit verbringe ich u.a. mit Sport wie Joggen am Rhein, Tennis. Man trifft mich äusserst selten an den Kölner Ringen oder in der Altstadt. Beides sind so klassische Tourifallen. 🙂

Aus welchem Grund würden Sie wieder in die Schweiz zurückkehren?
Da gäb es natürlich schon einige Argumente. Zum Beispiel natürlich Familie. Dann die höfliche Art der Menschen. Die Sauberkeit, das Essen und die Schweizer Landluft nicht zu vergessen. Ich merk, ich bin schon wieder in den Klischees, daher sag ich jetzt auch nicht «die Berge». :))

Sie waren im Sommer 2014 an einer Freilicht-Produktion beteiligt. Wie oft pendeln Sie zwischen Köln und anderen «Arbeitsorten» hin und her?
Die Jahre 2014 und 2015 bin ich oft gependelt. Als ich in Murten in der Theaterproduktion 1476 «Adrian von Bubenberg» spielte, musste ich parallel in Köln drehen. Da kam es schon mal vor, dass ich abends in Murten bis 23 Uhr spielte und am nächsten Mittag um 12 Uhr in Köln drehen musste. Und das is‘ ja nicht gleich ums Eck. Auch in diesem Jahr gings oft hin und her zwischen Zürich und Köln. Ich hab ca. zwei Monate «Der Bestatter» in der Schweiz gedreht und bin da ab dem 5. Januar 2016 in der 4. Staffel auf SRF zu sehen. War super, wieder mal etwas Grösseres auch in der Schweiz zu drehen. Gleichzeitig hab ich im Sommer in Köln auch «Lindenstrasse» gedreht. Also die Strecke Köln-Zürich kenn ich inzwischen durchaus gut. :))

Welches Oltner Kulturlokal oder -ereignis fehlt Ihnen bzw. würden Sie zu sich zügeln?
Ich war mal zu Gast bei «Nachtfieber» von meinem Kumpel Roman Wyss, mit dem ich auch mal Musik gemacht hab. Das war ein toller Event und die Schützi hat natürlich auch Tradition. In der Gegend war ich früher oft wegen der Badi und natürlich bissch‘n höher oben beim FC Oute. 🙂

 

zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.