Vor 14 Jahren ist Sven Simon nach Tokio ausgewandert. Aus beruflichen Gründen weilt er zwar nun seit zwei Jahren in Singapur – es zieht ihn aber zurück nach Japan.

Wieso und wann bist Du ins Ausland/nach Tokio/Singapur gegangen?
Im März 2001 bin ich nach Tokyo ausgwandert um mit meiner damaligen Freundin (vom 1-jährigen Sprachstudium in LA) zusammenzuziehen. Im Oktober 2012 ging es dann nach Singapore weil ich nach zwei Jahre langem Herauszögern schlussendlich doch vom Job hierher versetzt wurde.

Und wie lebt es sich dort so im Vergleich zur guten, alten Heimat?
Tokio war und ist immer noch unvergleichbar zu keinem anderen Ort der Welt. Es ist absolut fremd und völlig skurril für jeden Erstbesucher. Nach 12 Jahren ist diese Stadt jedoch fast mehr Heimat für mich als die Schweiz. Singapur anderseits wird oft als «asia for beginners» bezeichnet und ist nach meinem Tokio-Aufenthalt auch sehr viel europäischer – oder zumindest westlicher. Selbst an den Produkten und Marken, die hier zu finden sind, merke ich das. Etliche Sachen, die ich in Japan nicht finden konnte und so jedes Mal auf meiner Einkaufsliste hatte bei einem Besuch in der Schweiz, kann ich nun hier in Singapur ohne weiteres im nächsten Laden kaufen. Es hat ja auch mehr als doppelt so viele Schweizer hier im kleinen Singapur als in ganz Japan.

Wie unterscheidet sich das Kulturleben zwischen Tokio und Singapur im Vergleich zur Schweiz?
Kulturell ist für mich Tokio an der Spitze. Täglich läuft dort viel mehr als wahrscheinlich sogar in L.A. – und das auf kleinstem Raum. Räumlichkeiten für kulturelle Veranstaltungen zu finden ist aber aufgrund der hohen Bevölkerungsichte und der daraus resultierenden hohen Mietkosten ein Problem. Singapur hingegen ist eine absolute Mainstream- und Kommerz-Stadt. Was nicht Unmassen an Geld einbringt, hat keine Überlebenschance. 🙁

Was vermisst Du hier, was Du in Deiner Heimat hattest/hättest?
In Singapur vermisse ich am meisten die vier Jahreszeiten. In Tokio genoss ich die fast noch mehr als in der Schweiz, da dort jede Saison aufs höchste zelebriert wird (z.B. Cherry Blossoms in April).

Es gibt ja Dinge aus der Schweiz, die man (ein bisschen) vermisst. Was ist das bei Dir? Was nimmst Du jeweils mit, nachdem Du mal wieder hier warst?
Als ich noch in Japan war, hatte ich jedes Mal ein Fertigfondue mitgenommen. In Singapur gibts die jedoch auch hier zu kaufen und Fondue bei 34 Grad am Pool ist halt auch nicht dasselbe. 😉

Und was bringst Du jeweils Freunden und Bekannten in Tokio/Singapur mit?
Schweizer Schokolade (of course!)

Wo trifft man Dich regelmässig an? Wo verbringst Du Deine Freizeit? Wo trifft man Dich bestimmt nie an?
Tokio sowie auch Singapur sind beide voll im Café-Boom. Was gibts besseres als am Weekend in einem Café zu relaxen mit einem Buch oder Fotos auf dem Laptop zu editieren vom letzten Trip. 😉

Aus welchem Grund würdest Du wieder in die Schweiz zurückkehren?
Familie (Eltern werden auch nicht jünger), Job (starker Franken, work/life balance), Freunde und Bekannte, keine Erdbeben wie in Tokio und kein Haze von Sumatra-Waldbränden wie in Singapur. 🙁

Welches Solothurner Kulturlokal oder -ereignis fehlt Dir bzw. würdest Du nach Tokyo/Singapore zügeln?
Chräbschüubi, Märetfescht, Heso… und vor allem Fasnacht! Gibts zwar alles auch in lokaler Version, jedenfalls in Tokio. 😉

 

Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.