Jeden Freitagmittag in der Adventszeit sollen Denkimpulse und musikalische Klänge in der Franziskanerkirche Solothurn entschleunigen und inspirieren. Tim Felchlin hat die erste der drei «Sternschuppen» besucht und lauschte dabei den Gedanken eines alten Bekannten.

 

Es war eine spontane Sache, dieser freitägliche Gang in die Kirche. Wer da seine adventlichen Gedanken kundtun würde, wusste ich erst, als ich die Tafel, die anlässlich der «Sternschuppen» neben der Franziskanerkirche aufgestellt wurde, studierte: An diesem Mittag war es Reto Stampfli, der Hans Dampf in Solothurns Gassen, der seine Gedanken an Interessierte weitergab. Als Philosoph und Theologe ja auch naheliegend, dass Reto Stampfli nicht nur an der Fasnacht, an Buchvernissagen und in Schulzimmern, anzutreffen ist. Man durfte gespannt sein.

Seit zehn Jahren werden die «Sternschuppen» bereits durchgeführt. Jedes Jahr stehen sie unter einem anderen mehr oder weniger adventlichen Thema. «Weihnachten in den Klauen von Kitsch und Kommerz», so das diesjährige Schlagwort, zu dem sich die Redner Gedanken machen sollten. Die Thematik könnte besser gewählt sein, ist sie doch schon allzu sehr abgenutzt.

Stampfli gelang es aber durchaus, vielleicht weniger inspirierende als mehr interessante Überlegungen in der gut gefüllten Kirche zu verbreiten. In der Manier des Literaturwissenschaftlers setzte er sich mit dem Gedicht «Weihnachtslied, chemisch gereinigt» von Erich Kästner auseinander. Damit war sein Denkimpuls keine abgewetzte Kaufrauschkritik, sondern ein feiner Gedankenstrang, der Kästners Lyrik auf soziologische und auch theologische Aspekte hin prüfte.

Musikalisch untermalt wurde der Anlass von der israelischen Perkussionistin Dana Loftus mit dem Marimbaphon, einem hölzernen Xylophon. Die mal dumpfen, mal heiteren, mal sphärischen Klänge waren ein Genuss.

Am kommenden Freitag, dem 11. Dezember, spricht Elias Meier. Der Student aus Grenchen ist Referent an der «Jugend-Sternschnuppe». Das an der adventlichen Veranstaltungsreihe auch die junge Generation zur Sprache kommt, ist besonders rühmlich.

Am 18. Dezember schliesslich erzählt die Einsiedlerin aus der Verenaschlucht, Schwester Benedikta, von ihren Gedanken.

Es wäre interessant gewesen, auch Denkimpulse einer Rednerin oder eines Redners aus der Politik oder der Marktwirtschaft zu hören, wie es in den letzten Jahren, beispielsweise durch Altbundesrat Samuel Schmid oder Martin Häusermann, CEO der Solothurner Spitäler AG, geschehen ist. Nichtsdestoweniger lohnt sich das Gedankenlauschen zwischen 12.15 und 12.45 Uhr in der Franziskanerkirche allemal. Dazu braucht es weder Frömmigkeit noch «Adventophilie».