Mit der Ausstellung «Besenvaliana», die der Geschichte der Familie Besenval nachgeht, präsentiert Konservator André Schluchter auf Schloss Waldegg seine letzte Ausstellung vor der Pensionierung. Die Ausstellung fügt sich passgenau in die Dauerausstellung «Wer zieht am Faden?» ein. zmitz-Blogger Ruedi Stuber hat sie besucht.
Vor 25 Jahren erhielt ich vom Kanton Solothurn den Auftrag, zur Einweihung des Palais Besenval als kantonales Kultur- und Begegnungszentrum ein Lied zu schreiben, das die 300-jährige Geschichte des Gebäudes und seiner Erbauer zum Inhalt haben sollte. Dreihundert Jahre Geschichte auf fünf Minuten Lied zu komprimieren – ein hoher Anspruch! Seit dem Quellenstudium ist mir die Geschichte der Besenval vertraut und aus diesem Grund freute ich mich auf ein Wiedersehen mit den Spuren der Adelsfamilie, mit Objekten und Dokumenten, über die ich schon viel gelesen habe.
Martin von Besenval I., Einwanderer aus dem Aostatal, war durch Handel mit Salz, Silber und Schiesspulver zu Reichtum gelangt. In Solothurn bestimmten er und seine Nachfahren während rund 100 Jahren das politische Leben. Nicht selten geschah dies aus dem Hintergrund, durch überlegte Heiratspolitik oder clevere politische Schachzüge. Dabei konnten die Besenvals auch auf ihre guten Beziehungen zum Hof des Sonnenkönigs abstellen. Peter Victor von Besenval war Besitzer des Hôtel Chanac de Pompadour in Paris an der Rue de Grenelle, das heute als Schweizer Botschaft in Frankreich dient. Die Spuren der Besenvals verlieren sich später im Elsass.
Beim Rundgang durch die Sonderausstellung stosse ich im Gartensaal am langen Esstisch auf die wichtigsten Vertreter der Besenvals, – raffiniert in Bildern dargestellt. In Vitrinen entdecke ich die Adelsbriefe der Besenvals im Original und als Eingeweihter weiss ich, dass man in den Schubladen unten in den Ausstellungskorpussen auf erweiterte Informationen stösst.
Ich erfahre, welche Verdienste die Besenvals um die Entstehung der späteren Zentralbibliothek hatten und werfe einen Blick in Bücher aus dem Familienbesitz, es handelt sich vor allem um Reiseführer der damaligen Zeit. Am längsten verweile ich vor dem Monitor, an dem eine eindrückliche Video-Dokumentation über eine in jener Zeit in Adelskreisen übliche «Kavalierstour» gezeigt wird: Eine ausgedehnte Europareise, die Johann Viktor I. von Besenval in den Jahren 1661/1662 mit anderen Patriziern von Paris via London, Amsterdam, Köln, Wien, Venedig und Rom nach Malta und zurück nach Solothurn geführt hat. Man reiste zur damaligen Zeit per Individualverkehr mit Pferd, Kutsche, Schiff, aber auch zu Fuss. Im Jahr 1666 erschien der aufschlussreiche Reisebericht, der in der Dokumentation gefällig und kurzweilig mit Zitaten und zeitgenössischen Bildern unterlegt ist.
Der Gang durch die Ausstellung weckt Interesse und macht Spass. Es ist zu wünschen, dass die relativ kurze Öffnungszeit in der Adventszeit noch etwas ins neue Jahr hinaus verlängert wird.
Die Ausstellung auf Schloss Waldegg in Feldbrunnen-St. Niklaus ist noch bis 20. Dezember, jeweils am Sonntag von 10 bis 17 Uhr, geöffnet (spezielle Öffnungszeiten und Führungen auf Anfrage). Mehr Infos zur Ausstellung findet man hier.Ruedi, der heimliche Spiritus rector von zmitz. Denn es gibt nichts, was der längstjährige Kulturtäter und Musiker nicht kennt. Haben die Jungspunde im Team eine Idee, Ruedi weiss, wer mehr Infos hätte oder wen man einbeziehen sollte. Und im Zweifelsfall sind die damals auch bei ihm zur Schule gegangen. Der bekennende Kleinkunstliebhaber ist ganz gross, wenn es um das hiesige Kulturschaffen geht.