Er ist nicht richtig ausgewandert. Doch bis Januar lebt und arbeitet der Solothurner Autor Franco Supino (50) als Stadtschreiber, in einer Art Atelierstipendium, im deutschen Hausach. Dort interessieren sich alle für Literatur, hat er beobachtet.
Was hat dich gereizt, dich als Stadtschreiber von Hausach zu bewerben?
Wieder einmal ein längere Zeit nur fürs Schreiben zu leben.
Und wie lebt es sich dort so im Vergleich zur guten, alten Heimat?
Deutschland ist wunderbar, vor allem hier im Kinzigtal zwischen Schwarzwald und Ortenau. Ausser der Bahn (DB ist leider im Vergleich zur SBB eine Zumutung) ist alles mindestens ebenso gut, nur kostet es die Hälfte. Warum so viele Deutsche in die Schweiz ziehen?
Gibt es etwas, das aus Sicht des Kulturlebens das Leben in Deutschland durchaus vorstellbar machen könnte? Ist es «leichter», etwas auf die Beine zu stellen oder ist die Wahrnehmung für die Kultur grösser?
Ich lebe an einem sehr kleinen Ort, und alle kennen mich aus der Zeitung. Sie grüssen mich und fragen, woher ich aus der Schweiz komme. Hausach ist speziell, weil er ein sehr schönes Literaturfestivals birgt, den Hausacher LeseLenz, gegründet vom Lyriker José Oliver, ein köstlicher Mensch wie alle Hausacher. Dank José interessieren sich hier alle für Literatur. Im Zusammenhang mit dem LeseLenz steht auch das Stipendium. Die Hausacher freuen sich, wenn ich Lesungen mache, und ich war auch in einigen Schulklassen.
Was vermisst Du aus der Schweiz oder aus Solothurn?
Meine Familie.
Gibt’s etwas, was Du aus Deutschland in die Schweiz zurückbringen wirst?
Einen Text – hoffentlich.
Wie sieht dein Aufenthalt in Hausach so aus? Was machst Du?
Ich habe eine sehr schöne geräumige 1-Zimmer-Wohnung, in einem sehr ruhigen Ortsteil mit Sicht auf die Burg Husen. Wäre es wärmer, könnte ich den grossen Garten besser nützen. Ich stehe auf, arbeite, gehe spazieren, einkaufen, arbeite, gehe wieder spazieren. Die Zeit vergeht wie im Fluge, wenn man schreibt – und ich kann hier sehr gut arbeiten. Ich versuche auch, etwas von dieser schönen Landschaft mitzunehmen. Ich war auf allen Bergen hier in der Umgebung, bis vor kurzem war es ja noch sehr warm. Ich muss auch noch Vorlesungen für die Pädagogische Hochschule in Karlsruhe vorbereiten, zwei hatte ich schon, zwei stehen noch an. Das kostet – wen wundert’s – recht viel Zeit. Auch diesen Poetik-Dozenturtext werde ich mit nach Hause bringen…
Welches Solothurner Kulturlokal oder -ereignis fehlt dir bzw. würdest Du nach Hausach zügeln?
In Hausach selber ist punkto Kultur eher wenig los (man bräuchte ein Auto: in Freiburg oder Offenburg sieht das natürlich anders aus) – aber ich bin froh. Ich gehe dann zuhause wieder in den Ausgang…
zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.