Der Solothurner Bassbariton Marc-Olivier Oetterli startete seine Karriere bei den Singknaben in Solothurn. Nun ist er Mitglied des Opernensembles des Staatstheater Kassel. Er schwärmt von der documenta-Stadt.
Wieso und wann sind Sie ins Ausland/nach Kassel gegangen?
Ich wurde von der Operndirektorin des Staatstheaters Kassel in das dortige Opernensemble geholt, nachdem sie mich in einer Opernvorstellung am Luzerner Theater gehört hat.
Und wie lebt es sich dort so im Vergleich zur guten, alten Heimat?
Im Allgemeinen gebe ich gerne zu, dass dies meinen Horizont sehr erweitert hat. Die Menschen sind sehr freundlich, drücken dies allerdings weniger offensichtlich aus. An der Kasse heisst es so z.B. nie «…wänn sie wänd so guet siii»…
Wie unterscheidet sich das Kulturleben zwischen Kassel und der Schweiz? Ist es bei Ihnen «leichter»?
Kassel beherbergt seit 1955 die weltweit bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst, das Staatstheater hat eine lange Tradition: Gustav Mahler war dort einst von 1883-1885 Kapellmeister und unter Louis Spohr als Generalmusikdirektor entstand der erste professionelle Opernchor. Das Publikum spiegelt diese Tradition wieder, denn es ist anspruchsvoll, offen und schätzt die Diversität des Angebots.
Was vermissen Sie hier, was Sie in ihrer Heimat hatten/hätten?
Das Schweizerdeutsch, die Berge.
Es gibt ja Dinge aus der Schweiz, die man (ein bisschen) vermisst. Was ist das bei Ihnen? Was nehmen Sie jeweils mit, nachdem Sie mal wieder hier waren?
Guten Käse, Rivella blau.
Und was bringen Sie jeweils Freunden und Bekannten aus Kassel mit?
Ich lade die Menschen nach Kassel ein, um sich selbst ein Bild dieser interessanten Stadt zu machen. «Ist das nicht dort wo die Dokumenta ist?», höre ich ab und zu. Ja, alle fünf Jahre – allerdings ist Kassel auch zu jeder anderen Zeit hoch interessant, bietet traumhafte Orte wie die Karlsaue mit ihrer Orangerie, den Bergpark Wilhelmshöhe und ist umgeben von wunderbaren Landschaften.
Wo trifft man Sie regelmässig an? Wo verbringen Sie Ihre Freizeit? Wo trifft man Sie bestimmt nie an?
Der Aufenthalt in Kassel ist meist von meiner Arbeit an der Oper geprägt. Die Proben füllen den Vormittag (10.00-14.00) und den Abend aus (18.00-22.00), wenn eine Vorstellung stattfindet, ist der Tagesablauf meist darauf abgestimmt, abends fit zu sein. Ansonsten reise ich gerne und entspanne mich in der Kurhessen Therme.
Aus welchem Grund würden Sie wieder in die Schweiz zurückkehren?
Verbundenheit zur Heimat. Da ich von dieser allerdings nicht soweit entfernt bin, können regelmässige Besuche eingeplant werden.
Welches Solothurner Kulturlokal oder -ereignis fehlt Ihnen bzw. würden Sie nach Kassel zügeln?
Das jährliche Weihnachts-Oratorium mit den Singknaben der St. Ursen-Kathedrale Solothurn.
Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.