Sie ist im beschaulichen Schnottwil aufgewachsen. Doch nun lebt sie – nach einer siebenjährigen Pause in der Schweiz – zum zweiten Mal in London. Diesmal könnte es für immer sein, denkt die Künstlerin.
Wieso und wann sind Sie ins Ausland/nach London gegangen?
Von 2005 bis 2008 habe ich bereits in London gelebt. Nach sieben Jahren in der Schweiz, bin ich nun seit September 2015 wieder in London.
Und wie lebt es sich dort so im Vergleich zur guten, alten Heimat?
Es ist schon anders. Die Unterschiede sind zwar relativ klein, jedoch gibt es viele davon. Einige Unterschiede sind «schlechter», andere wiederum «besser» als in der Schweiz. Als Künstlerin und Freigeist gibt es klar mehr positive Unterschiede. Es ist alles etwas lockerer, weniger streng und geordnet, lässt mehr Raum für Kreativität.
Wie unterscheidet sich das Kulturleben zwischen London und der Schweiz? Ist es bei Ihnen «leichter»?
London bietet Künstlern natürlich eine viel grössere Plattform, von Galerien bis Theater, Austellungen, Kunstprojekte etc. Es gibt aber auch mehr Konkurrenz. Trotzdem finde ich es einfacher, weil der Bezeichnung Künstler hier nicht vorab mit Misstrauen begegnet wird. So kommt man schneller zu guten Gesprächen, Networking ist einfacher.
Mich fasziniert an London vorallem die Akzeptanz des Anderen. Verschiedene Kulturen, Hautfarben, Religionen, Interessengruppen leben zusammen – sicher gibt es ab und zu Probleme, trotzdem funktioniert es im Grossen und Ganzen. Das wirkt sich auch auf die Akzeptanz von Kunst in allen Formen aus. Auch die Bedingungen sind in Ordnung, meist bezahlt man eine Art Raummiete für eine Ausstellung, der Erlös aus Verkäufen gehört einem dann aber zu 100%.
Was vermissen Sie hier, was Sie in ihrer Heimat hatten/hätten?
Mit der Zeit (Erfahrung aus 2005 bis 2008) fehlen mir persönlich die Berge, echter Schnee (kein Pfludi) und die Sauberkeit. London kann zum Teil schon sehr dreckig sein, von verklebten Tischen in Restaurants zu Müllbergen hinter Bushaltestellen…
Es gibt ja Dinge aus der Schweiz, die man (ein bisschen) vermisst. Was ist das bei Ihnen? Was nehmen Sie jeweils mit, nachdem Sie mal wieder hier waren?
Ovoschoggi und Thomy Mayonnaise 🙂 Bei jeden Besuch in der Schweiz bringe ich jeweils mindestens fünf Tafeln Ovoschoggi und vier Tuben Mayo zurück nach London.
Und was bringen Sie jeweils Freunden und Bekannten aus London mit?
Hm, eigentlich nichts spezielles, zu dieser Jahreszeit aber sicher einen echten Christmas Pudding! Da die meisten meiner Freunde und Bekannten London schon recht gut kennen, bringe ich eigentlich keine Souvenirs mit. Höchstens mal eine gute Flasche Whisky aus dem Duty Free.
Wo trifft man Sie regelmässig an? Wo verbringen Sie Ihre Freizeit? Wo trifft man Sie bestimmt nie an?
Regelmässig: zum Essen in Gastropubs im Zentrum, beim Inder in Brick Lane oder auch mal im St. Moritz in Soho (Schweizer Restaurant). Tate Modern, Serpentine Gallery und Sommerset House sind Gallerien in denen ich oft bin, ebenso im Theater, meist kleine Theater in Soho.
Wo man mich nie antrifft: in überteuerten, überfüllten Schickimicki Clubs – und beim Mexikaner.
Aus welchem Grund würden Sie wieder in die Schweiz zurückkehren?
Da fällt mir im Moment keiner ein… Mein Umzug nach London fühlt sich sehr endgültig an. Aber wer weiss schon, was in fünf, zehn oder mehr Jahren kommt…
Welches Solothurner Kulturlokal oder -ereignis fehlt Ihnen bzw. würden Sie nach London zügeln?
Das Solheure, gilt das als Kulturlokal? Sonst eigentlich nichts, da das Angebot hier so riesig ist, es kann einem fast nichts fehlen, so schön Solothurn auch ist!
Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.