Sie ist in den USA geboren, lebte dann in Solothurn und ist nun seit 13 Jahren wieder in Kalifornien. Auch wenn das Kulturleben dort viel dynamischer sei, würde Anna Barbara Fankhauser den einen oder anderen Kulturanlass zügeln.
Wieso und wann sind Sie in die USA gegangen?
Meine Eltern waren Auslandschweizer in Arkansas und meine Geschwister und ich sind in Memphis, Tennessee geboren. Das machte die Möglichkeit, in den Staaten zu arbeiten einfacher. Ich war auf der Suche nach einer Herausforderung in meinem Leben und fand hier viele Möglichkeiten, die ich verfolgen konnte. 2003 nahm ich ein dreimonatiges Timeout von meinen Verpflichtungen in der Schweiz und begann meine Arbeit in einem Buchladen und an der Community School of Music and Art in Mountain View, als Kunstlehrerin. Ich unterrichte wöchentlich über 900 Kinder an zwei Schulen in Cupertino vom Vorkindergarten bis zur fünften Klasse. Zusätzlich bin ich vom Cantor Arts Center Stanford als Art Educator angestellt worden für Familiensonntage und den Kulturaustausch mit den low-income Organisationen of East Palo Alto und East Menlo Park.
Und wie lebt es sich dort so im Vergleich zur guten, alten Heimat?
Das Berufsleben hier in der Bay Area ist hektisch. Alles muss schnell gehen, es ist ein unglaubliches Tempo, was ich mag. Du kannst so viel in einem Tag erledigen, da die Geschäftszeiten dem Arbeitstag angepasst sind. Ich habe immer gedacht, dass man in der Schweiz viel arbeitet, wow, kommt man hierher…es scheint nie zu enden und Ferien gibt es wenige. Im Gegensatz zu den meisten Leuten hier, kombiniere ich meine Einkäufe mit meinem Arbeitsrhytmus, so dass ich nicht eine extra Autofahrt machen muss. Bei jeden Wohnungswechsel, erkundige ich mich vorher, ob Einkaufsmöglichkeiten, Park und Bibliothek per Fuss erreichbar sind. Das ist wohl das Schweizer Blut in mir. Ich koche immer noch die Eier wie Alt-Bundesrat Ogi damals präsentierte, ha! Das einzige Hektische wenn ich in die Schweiz komme, ist die Autobahn Fahrt nach Solothurn! Das Leben in der Schweiz erscheint mir ansonsten langsamer und low-flow. Ich bin erstaunt, wie leer die Stadt Solothurn geworden ist. Ich verfahre mich regelmässig, weil so viele Strassen gespeert sind!. Aber was mich am meisten auffällt ist, dass meine einst so emsige Stadt das Summen verloren hat. Was einst wie ein Bienenstock war, ist heute eine ruhige, schöne Altstadt.
Wie unterscheidet sich das Kulturleben zwischen Palo Alto und der Schweiz?
Wir lieben die Kultur! Die Kinos sind stark besucht, die Kulturkinos mit ausländischen Filmen werden sehr geschätzt. Oper und Ballett werden stark unterstützt von privaten Geldgebern. Der klassische Radiosender wird von Privaten finanziert und lebt von Spenden. Die Museen werben für einen starken Mitgliederbestand, der attraktive Angebote geniessen darf. Die Open Studios des Silicon Valleys ist wohl eine der besten Beispiele, wie das Kunstschaffen durch eine private Organisation gefördert wird. Jedes Jahr über drei Wochenenden im Mai können Kunstschaffende, Museen und Organisationen die Tore dem Publikum öffnen.
Ist es bei Ihnen «leichter»?
Kunstschaffende hier unterstützen einander und es besteht ein gutes Kulturnetz. Wir vermittlen einander offene Positionen an Schulen oder leiten einander Informationen weiter für Öffentliche Kunstprojekte. Im Vergleich zur Schweiz, wo die Kantone eine wichtige Unterstützung des Kulturschaffens sind, offeriert der Staat Kalifornien und der Arts Council sicher finanzielle Hilfe, aber die Beiträge sind wohl im Vergleich spärlicher. Es ist die Öffentlichkeit, die an der Kultur interessiert ist und sie unterstützt. Die grossen Firmen unterstuetzen mit ihren Steuergeldern die Schulen und Kultur. Es ist ein Ehrencodex, dass die Firmen Inhaber freiwillig tätig sind und Kulturorganisationen unterstützen. Die Arbeiter der Firmen werden ebenfalls aufgefordert sich persönlich für Kultur und Natur zu engagieren.
Was vermissen Sie hier, was Sie in ihrer Heimat hatten/hätten?
Den Wald! Die Sehnsucht nach einem stillen Waldgang, den ich fast täglich machte zuhause in der Schweiz. Und ich vermisse den Solothurner Märet am Samstagmorgen und die Glocken in der Stadt und der Garten meine Eltern in Nennigkofen.
Es gibt ja Dinge aus der Schweiz, die man (ein bisschen) vermisst. Was ist das bei Ihnen?
Familie und Freunde sind wohl die Dinge, die man vermisst in gewissen Momente. Die Cervelat, Büürli, Gipfeli, Nussgipfel von Trüssel, Solothurner Kuchen, Chlausenhärdöpfle, das gute Holzbackofen-Brot, das Kunstmuseum Solothurn. Wir haben eine deutsche Metzgerei. Da kaufe ich die frischen Bratwürste für den 1. August. Ein bisschen Heimat muss halt sein…
Was nehmen Sie jeweils mit, nachdem Sie mal wieder hier waren?
Knörzli, Oettker Aroma fürs Backen, ganze Muskatnuss und Vanillestengel, Vanillezucker und Schokolade für die Familie hier und einige Oetterli Kaffee, besonders die Solothurner Mischung!
Und was bringen Sie jeweils Freunden und Bekannten aus Kalifornien mit?
Butterfingers, Weihnachtsornamente, Souvenirs, Candy Canes, Wintergreen oder Spearmint-Kaugummi, Pancake Mix, Starbucks Coffee, Sweat-Shirts etc.
Wo trifft man Sie regelmässig an?
In der Bibliothek, im Park, im Museum und in der Schule. Mein Alltag und die Wochenenden sind meistens irgendwie mit dem Unterrichten verbunden.
Wo verbringen Sie Ihre Freizeit?
Wenn ich mal wirklich freie Zeit habe, bin ich gerne zu Hause, arbeite an Lektionenpläne, lese, schwimme oder handarbeite. Ich backe und koche mit Leidenschaft. Falls wir mal endlich einige Ferientage machen können, so geniessen wir die Küste, Carmel, Monterey und San Diego.
Wo trifft man Sie bestimmt nie an?
Bestimmt nie beim Shopping und in Fast Food Restaurants!
Aus welchem Grund würden Sie wieder in die Schweiz zurückkehren?
Meine Eltern ermöglichten uns eine sehr gute Ausbildung, als sie mit uns in die Schweiz zurückkehrten. Es war ihnen auch wichtig, dass wir eine Beziehung zu den Grosseltern und Verwandten pflegen konnten. Ich könnte mir vorstellen für einige Monate wieder mal als Museumspädagogin in den Museen zu arbeiten. Ich fühle mich jedoch hier zu Hause und sehe so vieles was ich noch erreichen und ausprobieren möchte. So werde ich wohl noch einige Zeit hier leben!
Welches Solothurner Kulturlokal oder -ereignis fehlt Ihnen bzw. würden Sie nach Palo Alto zügeln?
Ich glaube, ich würde die Jahresausstellung des Kantons Solothurns für eine Ausstellung hierher einladen. Es wäre interessant für die Bay Area zu sehen, was das Schweizer Kunstschaffen bietet. Ein Austausch mit den Kunstschaffenden und Kulturvermittlern gäbe sicher viele Anregungen für beide Seiten. Gerne würde ich das Kunstmuseum Solothurn, die Einsiedelei, das Schloss Waldegg und den Zeitglockenturm in meinen Koffer packen! Und den Chlause-Märet, den vermisse ich sehr.
Ich wünsche allen eine stimmige Adventszeit. Ässet e Chlausehärdöpfel für mi!
zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.