Erstmals so richtig bekannt wurde Ralph Etter (er wird heute 37; Gratulation!) mit dem Kurzfilm «Wackelkontakt» mit Stephanie Glaser, mit welchem er 2004 sein Studium in Zürich abschloss. Bald danach zog es den Regisseur von Halten nach Berlin.
Wieso und wann sind Sie nach Berlin gegangen?
Für meinen Abschlussfilm an der Hochschule der Künste in Zürich strebte ich eine Koproduktion mit einer deutschen Filmschule an. Mit der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg bot sich der ideale Partner. Somit bin ich 2004 für mehrere Monate zwischen Zürich und Berlin hin- und hergereist. Dank des Stipendiums der Jungen Akademie der Künste im Jahr darauf bin ich dann definitiv nach Berlin umgezogen.
Und wie lebt es sich dort so im Vergleich zur guten, alten Heimat?
Ich glaube nicht, dass es die gute, alte Heimat gibt. Solothurn ist und bleibt immer meine Heimat. Trotzdem lebt es sich natürlich anders in einer Grossstadt, im Vergleich zum Dorf, wo ich aufwuchs. Insbesondere die unzähligen kulturellen Möglichkeiten, der Austausch unter und mit anderen Künstlern und die Anonymität schätze ich hier sehr.
Wie unterscheidet sich das Kulturleben zwischen Berlin/Deutschland und der Schweiz? Ist es bei Ihnen «leichter»?
In Berlin ist es als Regisseur nicht «leichter». Man profitiert vom grossen Netzwerk, doch die Konkurrenz ist viel grösser. Darin sehe ich auch einen Reiz. Der Druck ist grösser, aber auch die Akzeptanz.
Was vermissen Sie hier, was Sie in ihrer Heimat hatten/hätten?
Die hohe Lebensqualität in der Schweiz beeindruckt mich immer wieder, wenn ich in der Heimat bin. Ich vermisse die kurzen Distanzen, die Natur und die Alpen als Horizont. Hier gibt es nur den Fernsehturm.
Es gibt ja Dinge aus der Schweiz, die man (ein bisschen) vermisst. Was ist das bei Ihnen? Was nehmen Sie jeweils mit, nachdem Sie mal wieder hier waren?
Ich vermisse das gute Essen, was sich auch an den Mitbringseln zeigt. Bergkäse aus der Dorfchäsi, Nussstängeli aus der Migros, Alpenkräutertee für meine Freundin und Biberli für meine Jungs.
Und was bringen Sie jeweils Freunden und Bekannten aus Berlin mit?
Vor dieser schwierigen Frage stehe ich bei jeder Heimreise. Am Ende läuft es dann auf Neuköllner Honig unserer Nachbarn oder selbst gemachter Marmelade aus unserem Schrebergarten heraus.
Wo trifft man Sie regelmässig an? Wo verbringen Sie Ihre Freizeit? Wo trifft man Sie bestimmt nie an?
Wenn ich nicht im Gemeinschaftsbüro sitze, düse ich mit dem Velo durch die Stadt, weil man in Berlin gefühlt immer unterwegs ist. Mit mehr Ruhe bin ich in der Hasenheide, auf dem Tempelhofer Feld, im Schrebergarten, im Kino und leider im Moment sehr selten auf Konzerten anzutreffen. Bisher gab es noch keinen Grund, eine in meiner Nachbarschaft an jeder Ecke anzutreffenden Spielhallen, oder einen dieser ganze Strassenzüge füllenden türkischen Brautmodenläden, aufzusuchen.
Aus welchem Grund würden Sie wieder in die Schweiz zurückkehren?
Für die Familie, für Freunde und natürlich auch immer wieder für interessante Filmprojekte. Mich interessiert insbesondere die spezielle Stellung und Haltung der Schweiz in Europa und der Welt. Gerade mit einem Blick von aussen ist die Schweiz und meine Heimat für mich noch interessanter geworden. Für eine definitive Rückkehr gibt es aber im Moment keinen konkreten Grund.
Welches Solothurner Kulturlokal oder -ereignis fehlt Ihnen bzw. würden Sie nach Berlin zügeln?
Im Sommer mit einem guten Glas Wein an der Aare zu sitzen und im Winter auf dem Schlitten den Weissenstein (auch mit der neuen Gondelbahn) herunter zu rasen vermisse ich sehr. Auch wenn es in Berlin jede Woche ein Filmfestival gibt, bleiben die Solothurner Filmtage «meine» Filmtage. Die Kurz- und Animationsfilme des Schulfilmprogramms haben mich als kleiner Junge mit dem Filmvirus infiziert und bis heute nicht losgelassen.
zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.