Mit Mozarts «Le nozze di Figaro» flimmerte im Kino Capitol zum ersten Mal eine Oper live aus dem Royal Opera House in London über die Leinwand in Solothurn. zmitz-Blogger Tim Felchlin war im Opern-, pardon, Kinosaal dabei.
Als ich mich fünf Minuten vor Beginn der Opernübertragung in den Kinosessel fallen lasse, fällt auf, dass Solothurns Gilde der Opernbegeisterten wohl doch nicht so gross ist. Mir bleibt etwas Zeit den Blick durchs Publikum wandern zu lassen, denn die Opernübertragung beginnt mit einigen Minuten Verzögerung. Es sind vor allem Rentner, die sich von der Inszenierung, die zeitgleich aus London in über 1500 Kinos weltweit gesendet wird, begeistern lassen wollen.
Die Übertragung wird eröffnet mit der Begrüssung eines älteren Opernfanatikers aus der Vorhalle des Royal Opera House. Seine britische Art bringt mich zum Schmunzeln und seine Begeisterung für «Le nozze di Figaro» ist ansteckend. Bereits bei der Ouvertüre hüpfe ich auf meinem Kinosessel hin und her. Mit seinen donnernden Klängen, verwebt mit den zartesten Melodien, ist Mozarts Oper schlicht ein Meisterwerk. Das erfährt man auch als Kinobesucher, hunderte Kilometer entfernt von der eigentlichen Aufführung.
Die Tonqualität im Kino stimmt, auch wenn ein älteres Ehepaar die Vorstellung nach der Pause verlässt, weil es ihnen zu laut war. Zudem ermöglichen die Nahaufnahmen, sowie ein Pauseninterview mit dem Hauptdarsteller ein Opernerlebnis, das in der Oper selbst nicht zu erfahren ist. Was dem Kino im Gegensatz zur Oper fehlen mag, ist die glamouröse Ambiance, die wir aus den rotgepolsterten Sälen in Wien, London und Mailand kennen. Das bringt aber auch Vorteile mit sich: Keinen stört es, wenn ich im ausgewaschenen Pulli auftauche oder nach der Pause eine Tüte Popcorn vertilge – im Kinosaal riechst ja sowieso bereits danach.
Der Eintritt ist mit dreissig Franken nicht ganz billig, im Vergleich zu einem richtigen Opernbesuch aber dennoch ein Schnäppchen. Aus diesen Gründen sollten gerade diejenigen das Opernangebot des Kinos nutzen, die Gefallen an der Opernmusik finden, denen das Brimborium in den Opernsälen jedoch nicht zusagt. Wer sich jedoch gerne im Foyer eines Opernhauses wähnt, gönnt sich ein Glas Sekt an der Pausenkasse. Wem wiederum die Opernmusik bis anhin nicht zugesagt hat, wird wohl auch mit der Übertragung ins Kino nicht glücklich. Vier Stunden inklusiv Pause können auch im Kino ziemlich lang werden. Für alle anderen warten bis zum nächsten Juni zehn vielversprechende Opern- oder Ballettinszenierungen live aus dem Royal Opera House im Kino Capitol.
Mehr zum Opern-Programm im Capitol gibts online: www.kinosolothurn.ch/de/capitol/opern-live-im-kino