zmitz-Blogger Peter Gubler kehrt wieder mal in seine alte Heimat, das Wasseramt, zurück. Denn dort bietet der Estri.ch seit nunmehr 15 Jahren eine Alternative zu den grossen Hallen in den Zentren.

Ich treffe nach längerem Velogestrampel durch mein hügeliges Heimatland im wasserämtischen Winistorf ein. Die Stimmung ist ziemlich aufgeräumt beim Estri.ch-Team. Deren Gründer und Kopf Michu Frei nimmt sich Zeit für ein Plauderstündchen. Angefangen habe er vor 15 Jahren als junger Erwachsener. Es gab schon damals in Winistorf zirka zwei Busse am Tag, der «Creep!»-Club ging zu und das alte Kofmehl war eben noch das alte. Ein paar Freunde wollten deshalb etwas für die örtliche Musikszene ausserhalb der Ländler- und Jodlersparte tun. Die Einwohnergemeinde stellte ihnen dazu den Estrichraum des Gemeindehauses zur Verfügung.

Bald darauf gab es erste Konzerte mit lokalen Metal-Bands wie «Absurd» und «Excelsis». Der Beginn war hart, die Veranstalter kämpften um Künstler, zahlten zu hohe Gagen und dafür die Defizite aus dem eigenen Sack. Schrittweise stellte sich jedoch der Erfolg ein. Wenn nach einer gelungenen Party etwas übrig blieb, wurde in neues Material investiert. Heute ist der Estri.ch ein gut ausgebauter und funktionierender Club. Sie hätten es ohne Fremdkredite und grösstenteils ohne Kulturbeiträge geschafft, sagt Michu. Seine Vereinstruppe arbeitet ehrenamtlich, ab und zu reicht es für einen Teamausflug. Auch wenn er mit Trödel vollgestopft ist, musikalisch ist der Estri.ch überhaupt nicht verstaubt. Es gibt Metal-Festivals und Blues-Abende, und zum kulturellen Ausgleich geben sich der Stille Has und Florian Ast die Klinke in die Hand.

Er habe Vieles Erlebt, kratzt sich Michu nachdenklich am Kopf. Lustig sei das gewesen, als die New Yorker Crossoverband «Pro-Pain» mit einem grossen Car angerauscht kam. Die Musiker verschwanden zuerst einmal im Maisfeld, um einen neuen Clip zu drehen. Das Catering kam von einem befreundeten Sternekoch und die Band nahm die Essensreste in Tuppers mit auf ihre Weiterreise.

Den Estri.ch kann man für Anlässe mieten, er verfügt über die nötige Infrastruktur für eine Party, eine Küche und ein gemütlicher Raum zum Essen ist hinter der Bühne vorhanden. Ich schmunzle und staune, trinke mein Bier aus und mache mich auf die Heimfahrt. Und wenn ich führ die Fahrt fit bin, werde ich mir nächstens ein Konzert im Estri.ch gönnen. Denn Busse gibt’s nach wie vor selten, aber immerhin lohnt es sich nun, am Wochenende mal in Winistorf reinzuschauen.

Der Estri.ch feiert im Oktober sein Jubiläum. Am 23. Oktober mit «Absurd» und «Gurd», am 24. Oktober mit «Capital-S» (Türöffnung jeweils 20 Uhr). Mehr zum Estri.ch gibt’s auf seiner Website.