zmitz-Bloggerin Mirjam Staudenmann zog es am Sonntag ins Thal an den Kulturtag. Verwöhnt von der Solothurner-Stadt-Kultur war sie auf ihr eigenes Fazit gespannt.

Am letzten Sonntag fuhr ich «hinter den Berg». Kulturtag Thal – ich freute mich darauf. Wenn die Dörfer zwischen den beiden Juraketten befinden, sie könnten das mit der Kultur genauso gut wie alle anderen, finde ich das toll – und jede Unterstützung Wert. Ich fuhr also nach Welschenrohr (huch, das liegt ja fast schon im Kanton Jura) und stieg im Museum uhrundzeit ab. Unglaublich, wie viele Uhrenmarken mal hier hinten angesiedelt waren. In diesen faszinierenden Fabriken. Viele davon sind Ende der 80er, Anfang der 90er geschlossen oder verkauft worden. Schöne Uhren haben sie gemacht – schöne Logos hatten sie.

Doch nur deshalb war ich nicht da: Elisabeth Pfluger erzählte die Geschichten, Sagen und Anekdoten aus den Thaler-Dörfern. Immerhin ungefähr 15 Personen waren an die zweite von drei Lesungen gekommen und während die Zuhörerinnen und Zuhörer die Menschen und Orte in den Geschichten alle kannten, war ich vor allem sprachlos. Ich hatte Elisabeth Pfluger noch nie lesen gehört. Und Kinder: Die Frau kann Geschichten erzählen! Geschichten aus der Techno, als es diese Fabrik noch gab und Mauser Florian dort gearbeitet hat – und wie er zu seinem Spitznamen «Kolumbus» gekommen ist. Oder vom alten Gericht Pfunggi (welches niemand im Saal mehr kannte; eine Art Kartoffelstock mit Apfelmus und Zwiebeln) oder von Junker Ursi aus Welschenrohr mit seiner «lüüte-schüüche» Kuh, dem Adler… Und wie die Geschichten wirkten in diesem Atelier-Raum. Ich war irgendwo inmitten dieser Thaler-Müsterli bis ich mir am Schluss dann wieder der Realität bewusst wurde: Diese Frau ist 94 und ein wahres Kantons-Archiv.

Aedermannsdorf war mein nächster Halt – auch hiervon hat Elisabeth Pflugers Geschichten erzählt, doch heute war ich wegen Judith Nussbaumer hier: Sie machte «en passant» Formen aus Spiegelglas. Darin spiegelte sich der Himmel (grau) und die Bäume (grün). Daneben spielte die Junior Brass Aedermannsdorf.

Die Zeit verstrich schnell. Es reichte noch genau für einen Besuch: Jener in der Galerie Rössli in Balsthal. Hier stellt Schang Hutter im Rahmen von ARTpalett seine Werke aus. Aha, diese ARTpalett findet an neun verschiedenen Standorten im Thal statt – auch in jenen Dörfern, in welchen ich eben war. Das war weder in den Dörfern vor Ort, noch im Programm richtig herauszulesen. Schade, wenn ich schon da war, hätte ich gerne auch diese Kunst-Palette genossen. Denn das Konzept tönt sehr spannend: Die Galerie verlässt die Kellerräume und stellt die Kunstobjekte auf Paletten in die neun Thaler Gemeinden. Die Kunst ist mobil, wird nach zwei Wochen ausgewechselt und kommt zur Finissage zurück nach Balsthal.

Mein Fazit zum Kulturtag Thal: Oh ja, die Thaler haben kulturell einiges zu bieten! Und vielleicht braucht dieses Angebot nicht das grosse Publikum aus den Ballungszentren, das man aber wohl wünschet. Der Tag mutete an wie ein regionales Volksfest und das hat mir gefallen – es braucht nicht immer die grosse Kiste zu sein. Obwohl man diese durch die ARTpalett eventuell sogar hätte stemmen können: Wenn man die ARTpalett als Zugpferd gross kommuniziert und die anderen Aktivitäten in den Dörfern als Ergänzung angepriesen hätte.

Am nächsten Sonntag fährt um 14 Uhr erneut ein Gratis-Bus ab dem Kornhausplatz in Balsthal. Von dort geht’s zu den Kunstobjekten in den Thaler Gemeinden, geführt durch Peter Jeker. Die Ausstellung ARTpalett dauert noch bis am 13. September 2015. Infos gibt es hier.

Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.