Das Freilichtmuseum Ballenberg ist immer eine Reise Wert. Einen Tag muss man dafür aber mindestens einplanen. Wer es gerne kompakter und näher hat, dem sei ein Besuch des Museum Wasseramt im Turm in Halten empfohlen.
Rund um den mittelalterlichen Turm in Halten angeordnet, stehen hübsch hergerichtete Speicher sowie ein Ofenhaus. Man erfährt, wie früher die Wäsche gemacht wurde oder mit welchen Geräten die Felder bestellt wurden. Es gibt einen Webstuhl, Spinnräder und Trachten zu bewundern. Im Turm erfährt man einiges über dessen Geschichte und im Kerker ist nicht nur aufgelistet, wann welche Verbrechen begannen wurden, sondern vor allem auch, auf welch grausame Art und Weise diese geahndet wurden.
Am vergangenen Sonntag lohnte sich der Besuch des Museums doppelt: Rund um den mittelalterlichen Turm standen Zelte, Menschen in ungewohnter Kleideung waren unterwegs, es roch nach Feuer. Die Mittelaltergruppe «Der rote Hufen» wollte ihre Leidenschaft für das Mittelalter mit den Museumsbesuchern teilen. Bei Start des Anlasses um 10 Uhr war alles noch recht ruhig. An einem Feuer mörserte eine Frau Gewürze, neben sich eine Schüssel gefüllt mit Eiern. «Das Rührei für das Frühstück im Zelt», erklärte sie. Andere Mitglieder ihrer Gruppe schlurften müde über das Gelände. Die Handwerkerzelte waren verwaist. Zuerst musste gefrühstückt werden. Die Gruppe hatte seit Freitag auf dem Gelände gehaust. In Zelten, auf Strohmatratzen wurde geschlafen, im Bottich gebadet und unter dem Sternenhimmel bis in die Nacht hinein gefeiert. Kein Wunder, waren alle noch etwas müde. Oder wie es ein Besucher formulierte: «Die Glücklichen – im Mittelalter kannte man wohl das Wort Stress noch nicht.»
Frisch gestärkt ging «Der rote Hufen» dann aber ans Werk. Matthias alias Ulvein demonstrierte, wie man mit einer Wippdrehbank drechseln kann. Ein paar Meter weiter wurde gezeigt, wie im Mittelalter Kerzen gemacht wurden: Aus Fett und einem Docht aus Wolle. Dabei erfuhr man auch, woher der Begriff «Maulaffen feilhalten» stammt. Dem Schmied konnte man bei seiner schweisstreibenden Arbeit zuschauen. Und während man beim Grillen der Cervelat am Feuer oder bei einem Glas Met über das Gesehene diskutierte, erschallte aus dem Turm eine Trompeten-Fanfare.
Der Anlass war leider einmalig. Am kommenden Wochenende startet aber im Museum Wasseramt eine Ausstellung mit Schwemmholzobjekten. Infos findet man hier.
Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.