zmitz-Bloggerin Mirjam Staudenmann besuchte den «Vogelhändler» auf der Bühne Burgäschi und findet das allerbeste, dass es bis zur Dernière am Dienstag, 7. Juli, noch freie Plätze gibt.

Ich muss gestehen, dass ich eine absolute Operetten-Anfängerin bin. Mit meinem Fachwissen in diesem Bereich ist es nicht weit her. Und vielleicht ist das auch gut, denn was mich (wieder) überzeugt hat ist die ungekünstelte und bescheidene Art, in welcher die Operetten auf der Bühne Burgäschi daher kommen. Ich als Debütantin war weder bei meinem ersten Besuch der «Fledermaus» vor zwei Jahren noch jetzt beim «Vogelhändler» überfordert. Nie wurde mir das Gefühl vermittelt, ich sei den klassischen Künsten nicht würdig.

Dabei war ich bereits bei der «Fledermaus» erstaunt, wie professionell die Aufführung war. Vielleicht liess ich mich von einer Inszenierung in Burgäschi etwas beirren. Ich stellte mir damals eine hübsche Laien-Theater-Aufführung vor. Doch weit gefehlt. Was ich damals sah, fühlte sich ungeheuer professionell an. Und auch beim «Vogelhändler» ging es mir wieder so.

Zum einen war es die Art der Inszenierung: Die Operette von Carl Zeller aus dem Jahr 1891 wird mit Märchen-Elementen umgesetzt – bunt und vielseitig. Die Kostüme sind liebevoll – ein Chor aus Blumen und Klee, aus Nachtgeistern oder Dorfbewohnern. Immer farbig und märchenhaft, aber nie zu dick aufgetragen. Die Geschichte selbst ist einfach verständlich: Der Kurfürst, der sich für die Jagd angemeldet hat, meldet sich kurzfristig ab, was den Baron dazu bringt, seinen verschuldeten Neffen Stanislaus als Kurfürsten auszugeben… Irrungen sind vorprogrammiert wobei sich die Hauptgeschichte um Christel von der Post dreht, die für ihren Verlobten Adam beim «gefakten Kurfürsten» um eine Anstellung als Leiter der kurfürstlichen Menagerie (eine historische Form der Tierhaltung und Vorläufer des heutigen Zoos) bittet.

Auch wenn im Gesang nicht jedes Wort verständlich war, hatte ich nie Mühe, der Geschichte zu folgen. Am besten gefielen mir aber die kleinen Details an den Nebenschauplätzen: Während den Hauptszenen passierte nämlich noch mehr auf der Bühne: Hasen assen am Tisch ihr Abendessen, Vögel (herzerwärmend durch Kinder dargestellt) und Frösche (mit Breaktanz-Elementen) turnten auf der Bühne herum. Auf diese Weise wurde die Menagerie weiter sichtbar gemacht.

A propos Vögel: Gänsehaut lösten bei mir die Gesänge des Chors Crescendo aus – zum Beispiel bei «Grüass enk Gott, alle miteinander». Nein, ich habe absolut nichts auszusetzen… ausser vielleicht am Altersdurchschnitt des Publikums. Der lag bei – nicht übertrieben – 70 Jahren. Aber die Jungen können noch aufholen, denn es hat bis zur Dernière noch wenige freie Plätze!

Mehr zur Bühne Burgäschi in der Vorschau von zmitz oder auf der Website des Veranstalters.

Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.