Café Caprice – das Café, in welchem die Launen des Lebens, des Alters oder zumindest des Älterwerdens spielen. Wer könnte davon besser erzählen als das Ensemble «Seniorenclub Ü61» des Theater Orchesters Biel Solothurn (TOBS)? Bloggerin Mirjam Staudenmann hat sich das Stück angeschaut.
Eine Bühnenszene, drei Schauspieler, 14 Schauspielerinnen. Dieses Bild bot sich den Zuschauerinnen und Zuschauern am letzten Sonntag im Stadttheater Solothurn. Die Szene: das Café Caprice, ein Café in welchem das Leben spielt. Und auch wenn es sich langsam dem Ende zuneigt, steht es doch noch immer in voller Blüte. Hier tratschen die Damen (alle natürlich Ü61), hier geniessen die Herren ihre Zeitung und ihre Ruhe, hier gestikulieren die Gäste am Handy. Ja, hier herrscht Geselligkeit aber auch Einsamkeit unter Vielen.
Die Stimmung im Café Caprice wird immer wieder von Rhythmen untermauert. Plötzlich fangen die Zeitungen der älteren Herren an, den Takt eines langen Tages zu schlagen, sein Gleichmass aufzunehmen. Die Tage sind manchmal lange im Café Caprice. «Was heisst es, älter zu werden?», fragt sich das junggebliebene Trüppchen beim Tee. Ja, was heisst das eigentlich, frage auch ich mich.
Denn im Café Caprice sind die Gäste vielseitig, ja vielleicht mal störrisch, eigensinnig, originell. Doch «alt» scheinen sie nicht zu sein. Sie sehnen sich nach Nähe, nach Verstanden werden, nach Austausch, nach Berührungen. Sie nehmen an einem «Speed Dating»-Event teil, verlieben sich und vergöttern einander. Sie sind unbekümmert und manchmal auch unachtsam einander gegenüber. Alles ist so wie bei mir – einfach 30 Jahre später. Und noch immer fragen sich die Damen im Chor, frei nach Herbert Grönemeyer und getragen von schönen Gesangssoli: «Wann ist ein Mann ein Mann?»
Fragt man sich das mit Ü61 noch immer? Verliebt man sich noch gleich? Haben Freundschaften noch immer dieselbe Bedeutung? Und bleibt man manchmal unachtsam? Es scheint so – einfach mit ein paar Launen mehr. Launen, die man mal besser erträgt und mal schlechter.
Barbara Grimm und Gisela Weismann haben ein wunderbares Theaterstück geschrieben. Erst das Theaterensemble des «Seniorenclubs Ü61» hat es mit Leben gefüllt.
Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.