Schlagerstar Roberto Blanco in Solothurn! Das durfte sich natürlich auch zmitz nicht entgehen lassen. Blogger Peter Gubler geriet in der Reithalle in ekstatische Verzückung…

Die Van Baker-Band heizte dem Publikum tüchtig ein und die Musiker liessen gar die Hüllen fallen. Das fanden viele weibliche Schlagerfans schon ziemlich gut, aber natürlich war es erst der grosse Moment, als er, Roberto Blanco, auf die Bühne trat. Und das tat er dann, auf die Bühne treten. Doch nein, er trat nicht sondern sprang auf die Bühne, sah aus wie frisch der Glückspost oder der Neuen Revue entsprungen. Er entsprang also quasi diesen ewig zerknitterten Heftli vom Sofa meiner Grossmutter auf diese Rythalle-Bühne, und er sah aus wie einer eben dieser Promis der zerknitterten Glückspost, aber sicher nicht wie ein zerknitterter 77-Jähriger. «Ein bisschen Spass muss sein», jawohl, Roberto, wir stimmten ein in deinen Refrain, wir schunkelten mit. Hoffen, dass wir durch so viel zelebrierten Spass mindestens doppelt so alt werden wie du.

Und Humor hat er ja bewiesen: Per Video reagierte er auf die happige Unterhaltsforderung mit den Worten: «Ein bisschen spar muss sein.» Mit seiner Band spart er auch, sie besteht aus einem Knöpflidrücker und einem Perkussionisten, ich denke, damit lassen sich ja die geschuldeten 150.000 Euro locker wieder einspielen. Misstöne gab es auch, aber sie kamen nicht von Blanco selbst, sondern von der gewohnt grottenschlechten Rythalle-Akustik. Immerhin, zum Konzertbeginn war es angenehm leise, so dass man gut miteinander sprechen konnte. Sehr resolut wurde Blanco hingegen, als jemand im Publikum durchdrehte und anscheinend eine Flasche Richtung des Schlagerstars warf. Aber der, ganz Profi, liess sich die Laune nicht verderben, und die meisten im Publikum goutierten es. Ausser ein Typ vor mir, der dem guten Roberto wiederholt den Stinkefinger zeigte. Lieber langhaariger Konzertbesucher, bleib doch bitte das nächste Mal zu Hause und üb’ das mal ein bisschen vor dem Spiegel. Vermutlich warst auch du der Flaschenwerfer, du Flasche!

Aber Gott (resp. Roberto) sei dank, dass der Abend genau so spassig endet wie erwartet. Langhaarperückenmänner fassen sich an den Schultern, die Polonäse zieht von Links her an der Bühne vorbei, Ballone ergiessen sich von oben in das grosse Finale wie die Freudentränen in die Augen der blaugewandeten weissgepunkteten Damen, vor allem wie die zahlreichen Drinks in die Schlagerkehlchen, und ich freue mich auf das nächste Konzert. Das wird zur kulturellen Kompensation dann vielleicht Slipknot sein.