Das Konzert von «Trampeltiere of Love» hat zmitz-Bloggerin Dominique Niklaus ziemlich verwirrt. Hinzu kam, dass lange nicht klar war: ist das nun eine Privatparty oder ein öffentlicher Anlass.
Ich bin nach dem «Trampeltier of Love»-Konzert im Künstlerhaus S11 immer noch ein bisschen verwirrt. Da kommen wir pünktlich um 20.30 Uhr ins Künstlerhaus, aber es scheint eher eine private Gartenparty als ein Konzertabend zu sein. Draussen sitzen rund zwanzig junge Menschen bei Grillwurst und Bier oder Wein. Man fühlt sich wie ein uneingeladener Gast am falschen Fest. Unter den Gästen entdecke ich jedoch den King Pepe, also sind wir doch richtig hier. Was tun in dieser bizarren Situation? Wir entschliessen uns, einen Moment vor der Tür zu warten. Kurz darauf beginnt im kleinen Raum des Parterres des Hauses der erlösende Auftritt der Trampeltiere. Der Auftakt mit Jacques Dutronc’s «On nous cache tout» ist laut, sehr laut. Mutig schlägt Matto Kämpf die Becken, die Tuba von Marc Unternährer dröhnt und Simon Hari aka King Pepe begleitet das Ganze mit Gesang (war es Gesang?) und Gitarre. Sie sind das Trio Trampeltier of Love. Bei so einem Bandnamen kann man vieles und nichts erwarten. Matto Kämpf liest sich durch seine Liedertexte, schliesslich kann man ja die gesungenen Gedichte, auch wenn es die eigenen sind, kaum auswendig lernen. King Pepe amüsiert sich bisweilen mit einer Mini-Posaune. Die Wortakrobaten sind wie erwartet witzig, laut und skurril. Schräge Töne sind hier gewollt, musikalisch zu überzeugen ginge jedenfalls anders. Matto Kämpf braucht maximal zwei Finger um dem Keyboard undefinierbare Klänge zu entlocken. So unfertig Vieles klingt, so hörbar ist dennoch, dass hier Könner am Werk sind.
Die Band ist ein Nebenprojekt der Herren, sie geniessen die Narrenfreiheit, Unfertiges auszuprobieren – Perfektion scheint unerwünscht. Vielleicht ist es einfach nur eine Band, die dazu dient, dass die langjährigen Freunde neben ihren eigenen Projekten gemeinsam rumalbern können. Sie scheuen sich jedenfalls nicht, zerfahren zu wirken. Es macht ihnen sichtlich Spass, neben die Tasten zu hauen, Lieder wie Sailing (Rod Stewart) oder Father and Son (Cat Stevens) frei ins Schweizerdeutsche zu übersetzen und sie monieren sich in ihren eigenen «Liedern» über Alltägliches. Für ein grosses Publikum ist das Ganze wohl kaum gedacht, es ist eher eine gekonnte Fingerübung für Kenner. In der Pause erfahren wir dann endlich, was der Anlass für das Konzert ist: Wir sind am Helferfest der Solothurner Literaturtage gelandet. Irgendwie seltsam aber auch sympathisch, daraus eine öffentliche Veranstaltung zu machen. Danke für diesen verwirrenden Abend.
Was Dominique bringt, hat Hand und Fuss. Ab der eigenen Neugier überrumpelt, ist sie auch mal für Ungewohntes zu haben und scheut sich nicht, ihre Meinung kund zu tun. Vor einigen Jahren frisch nach Solothurn gezügelt, hat sie sich sofort in die Stadt und ihr Kulturleben verliebt. Sie bewahrt sich aber den Blick der Zugezogenen, der den komplett verblendeten Einheimischen manchmal abgeht. Und das ist gut so.