zmitz-Blogger Tim Felchlin hat am Museumstag ein paar Angebote getestet – und einen geselligen Tag in den Solothurner Museen verbracht. Lebendige Tradition hat er zwar gefunden, dafür aber etwas anderes ganz klar vermisst.
Kulturell stand Solothurn in den letzten Tagen zweifelsohne im Zeichen der Literatur. Doch nicht nur die Literaturtagen luden Kulturinteressierte ein, sondern auch die Solothurner Museen, die am internationalen Museumstag alte Traditionen neu entdecken liessen. Im Zeichen der «lebendigen Traditionen» boten zahlreiche Museen neben den laufenden Ausstellungen ein Rahmenprogramm, das Einblicke in alte Handwerkskünste, traditionelle Musik und fast vergessene Rituale ermöglichte.
Es waren vor allem Familien, die zu Fuss, per Velo oder mit dem Shuttlebus zwischen den Museen hin und her pilgerten, was nicht erstaunt, wenn man zuvor schon einen Blick ins Programm geworfen hatte: Die von den Museen speziell für Kinder angebotenen Workshops gaben den Eltern die Möglichkeit, zumindest einen Teil des Sonntags, etwas ruhiger anzugehen. Unter Anleitung hatte der Nachwuchs die Möglichkeit auf dem Zeughausplatz eigene Lehmziegel zu kneten, zu formen und Verzierungen einzuritzen und im Garten des Museums Blumenstein wurden eifrig Züpfe geflochten, um nur einige Angebote zu nennen.
Nicht wenige Eltern versuchten sich aber gleichermassen als Handwerker und Bäcker. Für sie und alle anderen Neugierigen, wie mich, war der Rundgang durch die Solothurner Museen vor allen Dingen ein geselliger Tag. So plauderten die meisten Besucher bei Bier und Wurst in den Gärten des Museums Blumenstein oder auf der Terrasse des Schloss Waldegg, anstatt in den Ausstellungsräumen tatsächlich Geschichte, Natur und Kunst näher zu kommen.
Gerade die traditionellen Handwerkskünstler, die im Schloss Waldegg ihre prächtig geschneiderten Barockkleider oder filigranen Saiteninstrumente ausstellten, wurden nicht gerade überrannt von interessierten Besuchern. Daran Schuld hatte mit Sicherheit das prächtige Frühlingswetter. Ich musste aber auch feststellen, dass Schneiderin, wie Geigenbauer ihr Handwerk für den ahnungslosen Museumsbesucher zu wenig anregend präsentierten, als das ich mich länger als nötig in den barocken Räumlichkeiten des Schlösschens aufgehalten hätte.
Besser machte es der Trachtenverein im Museum Blumenstein: Vor dem Landsitz des alten Solothurner Adels sang das trachtentragende Grüppchen alte Solothurner Volkslieder, die der eine oder die andere wohl noch aus der Primarschulzeit kennen mag. Es folgte eine kleine tänzerische Vorführung der Trachten vor einer stattlichen Anzahl Versammelter. Ob das am besonderen Interesse an Solothurner Trachten lag, am zum Verweilen einladenden Anwesen oder doch am Barbetrieb vor dem Museumsgebäude sei dahingestellt. Gelebte Tradition, wie sie der Museumstag vermitteln will, erlebten wir hier allemal.
Dem Trachtenverein gleichtun wollte es eine illustre Gruppe von Jagdhornbläser, die vor dem Kunstmuseum und dem Naturmuseum ihren Beitrag zu gelebter Tradition beisteuerten. Mangels Verpflegungsstand und Sitzgelegenheiten bei beiden Museen spielten sie aber vor deutlich kleinerem Publikum. Immerhin – auf dem Klosterplatz schenkten einige Literaturtage-Besucher ihre Aufmerksamkeit anstatt den Schriftstellern für einen kurzen Moment den Hornbläsern. Eine unverhoffte Begegnung also in kulturellem Rahmen, was mir zugleich ein Manko vor Augen führte:
Dass sich in Solothurn verschiedene kulturelle Anlässe terminlich überschneiden, passierte an diesem Sonntag mit den Literaturtagen und dem internationalen Museumstag nicht zum ersten Mal. Aus der Not eine Tugend zu machen und den Literaturtagen in den Museen der Stadt eine Plattform zu bieten, gelang aber bedauerlicherweise nicht.
Von den Verantwortlichen der Literaturtage sowie der Museen, die in ihrer Umsetzung von «lebendiger Tradition» äusserst frei waren, hätte ich mir mehr Flexibilität gewünscht, um beide Anlässe verschmelzen zu lassen. Eine kulturelle Begegnung dieser Art hätte keineswegs im Kabinett für sentimentale Trivialliteratur – auch ein Schauplatz des Museumstags – stattfinden müssen. Andernorts hätte Literatur im Museum aber mit Sicherheit durchaus kreativ umgesetzt werden können. So aber nahmen Besucher der Literaturtage und diejenigen des internationalen Museumstags in Solothurn aber nur am Rande voneinander Notiz.
Man mag Gründe finden für das Ausbleiben eines gemeinsamen Projekts, profitiert hätten aber mit Sicherheit beide Seiten.