King Pepe trat am Samstag im Kulturm in Solothurn auf. Während sich zmitz-Blogger Mirco Koch über jeden Ton des Musikers freute, sah sich Blogger Marcel Frey mit Ungewohntem konfrontiert und wusste nicht so recht, wie ihm wurde.
Wider die Schicksalslosigkeit
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Nicht einfach zum Biertrinken
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Mit einem Vorurteil und dazu ein wenig nervös, trat ich zu meinem ersten Duell an. Eine nicht ganz einfache Sache. Duell tönt ja schon irgendwie gefährlich und endet meistens tragisch. Wie im guten Western stellten wir uns auf, keiner kannte den Plan des andern. Nur noch «King Pepe» trennte uns…
…«King Pepe» wollte ich immer schon sehen. Nie hat es gepasst. Seine Musik kenne ich. Besonders mag ich das «Büsi», vor allem das Video dazu. Nun besuchte er uns im Kulturm. Im Gepäck sein vierter Longplayer «70% Wasser». «Einfach nur die beste Band der Welt», so wurde die Bläserkapelle «Le Rex» angesagt, unterstützte ihn. Es wurde ein schöner Abend. Wer aber ist dieser «Pepe»? Zu dieser Frage passt mein Vorurteil: Ist er am Ende doch «nur» eine Kunstfigur, ein Projekt? Stimmt, «King Pepe» ist eine Rolle, aber es ist egal, weil Pepe hervorragend gespielt wird von seinem Erfinder Simon Hari. Möge Hari diesen «grössenwahnsinnigen Loser» (züritipp) nie abdanken lassen: «Lass ihn weiter Geschichten erleben! Lass ihn weitere Beziehungsstürme überleben! Und lass ihn seine Erlebnisse in Reime fassen, denn wir lieben die Texte!» Im Kulturm spielte er die ganze Platte und streute mit «Gebei» und «Holzbei» zwei alte Songs ein. Das Konzert kam gut an! Die meisten Männer wippten diskret mit dem Fuss, viele Damen tanzten mit strahlenden Augen und ich freute mich über jeden Gitarrenakkord. …Und das Duell? Noch vor dem Konzert diskutierten Marcel und ich, warum viele Schweizer Bands nicht bis an ihr Maximum gehen. Pepe – in diesem Moment wohl eher Simon Hari – sagte es in einer Ansage: «Wenn man in der Schweiz lebt, kann man nicht ernsthaft ein Buch schreiben oder ein Lied singen. Ich meine über was? Oder gegen was? Das Hauptproblem der Schweizer Künstler ist ja die Schicksalslosigkeit… Der einzige Ausweg ist, dass man überzeugend an dieser Schicksalslosigkeit leiden kann», dann sang er ein Liebeslied, gewidmet der «Pussy Riot»-Musikerin Nadescha Tolokonnikova – Peng! |
Zuerst aufgefallen ist mir «King Pepe» als Sidekick von Matto Kämpf, als er für die passende musikalische Umrahmung sorgte, während Matto Kämpf seine Pointen versenkte. Nun ist er angetreten um mit der Band «Le Rex» im Rücken und der Platte «70% Wasser» in der Hand, die Mundartpopwelt zu erschüttern. Um all jenen den Glauben zurückzugeben, das clevere Mundartmusik möglich ist. Dass die Ritschis, Flörus und Baschis noch nicht gewonnen haben.
So stehen wir, um den Heilsbringer des Mundartpop im Rahmen der Literaturtage im Kultturm zu erleben. Eine erste Enttäuschung, die mit Wasser gefüllten PET Flaschen, die in Bern noch die Deko ausmachten, sind nicht zu sehen. Zum Konstrukt Pepe gehört dann auch die Deko. Das gibt Punktabzug. Zur Musik: Eigentlich wollte ich einfach bisschen Sein und ein Bier trinken. Leider wurde mir dies durch den Künstler höchstpersönlich verunmöglicht. Einerseits wie die Texte tiefgründig sind und man so zum Hinhören gezwungen war. Anderseits spielen «Le Rex» einen Groove den man so von Schweizer Musikern selten hört und einem dadurch zum Mitwippen und vereinzelt gesehen zum Mittanzen zwingt. Ich fand wirklich fast ein wenig frech so ein Konzert zu geben, das einem dazu zwingt aktiv dabei zu sein. Ich wollte doch einfach sein, so wie bei «Züri West» oder Polo, bei welchen ich mich auch einfach ausklinken kann, und später bei einem 1000fach gehörten Refrain wieder einzusteigen. Zum Glück ist der Handyempfang im Kultturm gleich Null so, sodass ich mich nicht gross ärgre, dass Pepe nicht einfach Hintergrundmusik ablieferte, um auf dem Handy rumzuspielen. Und überhaupt, warum hat er mit «Büsi» seinen Überhit nicht gespielt? Wollten «Le Rex» nicht, weil sie da noch nicht mitgespielt hatten? Und so bleiben mehr Fragen als Antworten übrig, und die Feststellung, das King Pepe macht, was er will, und seine Zuhörer wohl auch noch in Zukunft herausfordern wird. |